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24.03.2022

Pflegeschüler:innen treffen Gesundheitspolitiker:innen

„Wir haben Notstand – wann passiert endlich was?“

Gut vorbereitet empfing der Kurs 2019/22 der Schule für Gesundheits- und Pflegeberufe am Gemeinschaftskrankenhaus Vertreter:innen verschiedener Parteien aus der Landes- und Lokalpolitik. Die angehenden Krankenpfleger:innen konfrontierten die Gesprächspartner:innen – teils per Videokonferenz, teils in Präsenz – mit ihren Fragen zur Situation der Krankenhäuser und ihrer Kritik an der Überlastung des Pflegepersonals, die auch die Qualität ihrer Ausbildung gefährde. Es war deutlich, wie motiviert die angehenden Krankenpfleger:innen für ihren Beruf sind, und die Politiker:innen versprachen ihnen, sich für Verbesserungen bei der Bezahlung und bei der personellen Ausstattung der Krankenhäuser einzusetzen.

Sie kommen mitten aus der Krankenhauspraxis, stehen nach fast dreijähriger Ausbildung kurz vor dem Pflegeexamen und hatten sich auf das Gespräch mit Gesundheitspolitiker:innen des NRW-Landtags und des Bonner Stadtrats gut vorbereitet: 32 angehende Krankenpfleger:innen im Alter von 21 bis 34 Jahren empfingen in den Räumen der Pflegeschule am Haus St. Johannes des Gemeinschaftskrankenhauses Landtagsabgeordnete aus der Region, um sie mit ihren Erfahrungen aus dem Pflegealltag zu konfrontieren, strukturelle Probleme zu benennen und zu Reformplänen zu befragen. Sechs von ihnen führten das Gespräch zunächst in einer Videoschalte mit Katharina Gebauer (CDU) und Serdar Yüksel (SPD), beide Mitglied im Landtagsausschuss Arbeit, Gesundheit und Soziales, dann in Präsenz mit Mehrdad Mostofizadeh (Bündnis 90/Die Grünen) sowie Michael To Vinh (Mitglied der FDP-Ratsfraktion in Bonn). In der Pause lobte der stv. Schulleiter Hans Bernd Köster: „Ihr macht das richtig gut!“

Das Thema, das allen am meisten unter den Nägeln brennt, lautet Personalnotstand. Isabella Scherer: „Wir Auszubildende fungieren oft als Lückenfüller und Springer, werden da eingesetzt, wo Hilfe gebraucht wird. Dennoch sind wir oft zu wenige, sodass wir den Patienten nicht gerecht werden.“ Und Nisan Al-Haso ergänzte: „Wenn ich sehe, dass die Pflegerin, die mich eigentlich ausbilden soll, im Stress ist, unterstütze ich sie. Die Ausbildung kommt dann aber zu kurz.“ Und Jeton Ahmeti wies auf das Problem hin, dass viele Pflegekräfte schon nach wenigen Jahren in andere Tätigkeiten abwandern.

Yüksel, der selbst 19 Jahre in der Pflege gearbeitet hat, weiß um die hohe Arbeitsbelastung der Pflegekräfte infolge von Personalknappheit und kürzeren Liegezeiten der Patienten sowie der zeitraubenden Dokumentationspflicht. Er appellierte an die Krankenpflegeschüler:innen: „Es braucht einen langen Prozess des Umsteuerns, einen Mentalitätswechsel. Suchen Sie sich Verbündete! Es lohnt sich, für Verbesserungen zu kämpfen.“

Isabella Scherer gab sich damit nicht zufrieden und fragte die Politiker:innen: „Wir haben Pflegenotstand – wann passiert endlich was?“ Alle waren sich einig, dass die Pflege eine höhere Wertschätzung und bessere Bezahlung verdient. Yüksel: „Man braucht ein gutes Herz und flinke Finger. Es ist eine hochprofessionelle Arbeit.“ Mehrdad Mostafizadeh: „Wir reden über Personal, und das muss bezahlt werden.“

Katharina Gebauer empfahl den Pflegeschüler:innen, selbst aktiv an der Imagepflege mitzuarbeiten und von den schönen Seiten des Berufs zu erzählen, damit sich mehr junge Leute dafür entscheiden: „Soziale Berufe sind mehr als ein Job, man hat mit Menschen zu tun und bekommt auch viel zurück.“

Stephanie Gierlach wollte wissen: „Was gibt es denn an Maßnahmen, um die Situation der Pflege zu verbessern?“ Und Yüksel zählte auf: Wertschätzung für Pflegekräfte, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland. Michael To Vinh nannte zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen außerdem Bürokratieabbau, Digitalisierung, Roboterassistenz, Fitnessprogramme und Bonuszahlungen für Überstunden. Katharina Gebauer: „Ich kämpfe für eine gute Bezahlung der Pflegekräfte. Mit dem Corona-Bonus ist es nicht getan.“ Hier knüpfte Nisan Al-Haso an: „Warum bekommen Auszubildende weniger beim Corona-Bonus? Wir sind doch genauso gefährdet.“ Yüksel gab zu, dass das „eine politische Entscheidung war, über die man streiten kann“. Die Pflege habe in der Gesellschaft keine Lobby. Er sei für die Einführung einer Pflegekammer, „damit die Pflege eine Stimme hat und nicht nur von Ärzten vertreten wird“. Auch Frau Gebauer sprach sich für eine Pflegekammer aus.

Nisan Al-Haso berichtete von ihren Problemen, einen Studienplatz für Pflegemanagement zu finden: „Bei den staatlichen Hochschulen gibt es zu wenig Plätze. Jetzt gehe ich an eine private und muss Studiengebühren zahlen.“ Frau Gebauer versprach, sich für eine Aufstockung der Studienplätze einzusetzen. „Das nehme ich heute von hier mit.“ Und sie zog für alle Politiker:innen auf dem Podium das Fazit: „Ihre Sorgen und Nöte sind angekommen.“

 
 

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