Pflege – der Beruf gibt Sinn und hat Zukunft. Pflegekräfte wird es immer geben müssen. Für viele ein Traumberuf. Und zugleich erleben ihn nicht wenige als einen täglichen Albtraum zwischen starren Strukturen, Zeitmangel und fehlenden Kolleg*innen. Wir haben mit Julia Fasen und Anette Buhles gesprochen. Sie sind Pflegedirektorinnen der beiden Mannheimer BBT-Krankenhäuser Diako und Theresienkrankenhaus. Welche Zukunft sehen sie für das Berufsbild und die Pflegekräfte selbst?
Frau Fasen,
Frau Buhles, Sie leiten die Pflegedirektion am Theresienkrankenhaus und am
Diako Mannheim. Warum ist Pflege auch nach den Erfahrungen aus den Pandemiejahren heute noch ein attraktiver
Beruf?
Die Gründe sind aus unserer Sicht zum Großteil diejenigen, die es auch schon vor der Pandemie bzw. seit Jahren sind: Es ist ein Beruf, der einen wichtigen gesellschaftlichen Auftrag erfüllt und einer der tragenden Säulen des Gesundheitswesens darstellt. Dies und die direkte Arbeit mit dem Menschen ist unserer Meinung nach sehr sinnstiftend. Zudem bietet er eine gute Balance zwischen Routinen und Abwechslung und man kann sich in verschiedenen Feldern spezialisieren: Zwischen der Arbeit auf einer geriatrischen Station oder der Intensivstation gibt es viele Möglichkeiten sich zu entfalten. Pflege ist zukunftssicher und macht wirklich Spaß!
Gerade durch die Corona-Pandemie rückte die Pflege in den Fokus: Pflegende erhielten sehr viel Anerkennung und gleichzeitig haben sich der stressige
Alltag und der Fachkräftemangel noch verschärft; viele sind aufgrund dessen aus dem Beruf ausgestiegen. Wie kann es in den nächsten Jahren mit und für die
Pflege weitergehen?
Das ist ein komplexes Problem, das auch schon vor der Pandemie bestand und sich nicht mit einer Antwort lösen lässt. Aus unserer Sicht gibt es zwei zentrale Punkte, die in der Zukunft berücksichtigt werden müssen. Die Art und Weise wie bisher interdisziplinär als auch interprofessionell zusammengearbeitet wurde, muss noch einmal überdacht, kritisch hinterfragt und angepasst werden. Gerade mit Blick auf die Digitalisierung ist das ein Thema, das nicht nur den Bereich der Pflege betrifft, sondern übergreifend gesehen werden kann. Das wird zu einer Änderung der Arbeitsrealität führen und somit in Teilen auch zu einer Änderung des Berufsbildes.
Darauf aufbauend gilt es, die Handlungsspielräume für
unsere Mitarbeitenden zu erweitern. Hierbei zielen wir insbesondere auf den
Ausbau der Karrieremöglichkeiten und die Fort- und Weiterbildung ab. Auch müssen wir unsere Mitarbeitenden in ihren individuellen Lebensphasen mit flexiblen Lösungen unterstützen.
Julia Fasen (35) ist seit 2021 Pflegedirektorin der beiden Mannheimer BBT-Krankenhäuser Theresienkrankenhaus und Diako.
Als gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin sammelte sie nach ihrem Masterstudium Medizinökonomie Erfahrung im Bereich der Beratung von Krankenhäusern, Gesundheitssystemen im In- und Ausland.
Rahmenbedingungen
werden vorgegeben, ob von der Politik oder Leistungsträgern. Was können Sie vor
Ort konkret tun, um die Situation dennoch zu verbessern?
Wichtig ist es, dass wir wie in jeder Phase eines
Umbruchs oder der Veränderung versuchen, offen zu bleiben und bestehende Handlungsweisen
und Konzepte hinterfragen. Das funktioniert nach unserer Erfahrung am besten, wenn wir die Mitarbeiter*innen bei der Lösungsfindung mit einbeziehen, insbesondere
dann, wenn es nicht immer so einfach erscheint. Es geht darum, die Zwischenräume
in dem doch starren Konstrukt zu finden.
Anette Buhles (57) ist seit 15 Jahren Pflegedirektorin am Diako Mannheim. Seit 2021 leitet sie als Stellvertreterin zusammen mit Julia Fasen die Pflegedirektion beider Mannheimer BBT-Krankenhäuser.
Die gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin ist seit 40 Jahren im Bereich der Pflege am Diako beschäftigt. Hier hat sie verschiedene Stationen durchlaufen: von der Pflegekraft über Stationsleitung bis hin zur Pflegedirektion.
Pflege
funktioniert doch überall gleich – oder anders gefragt: Was ist das Besondere
an Ihren Krankenhäusern?
Wenn wir auf die Tätigkeitsgebiete schauen, könnte man das schon so sagen. Was den Unterschied der verschiedenen Arbeitsstätten ausmacht, sind oft die weichen Faktoren. Es ist und bleibt ein Beruf mit hohem persönlichen Kontakt zu Menschen, sei es die Kolleg*innen oder die Patient*innen. Wenn ich auf unsere Standorte schaue, sehe ich bei aller Professionalität und Ernsthaftigkeit die wir mitbringen, doch auch immer viel Spaß und Leichtigkeit, die durch unsere Mitarbeiter*innen eingebracht werden. Wir haben in jeder Berufsgruppe tolle und engagierte Menschen, die für ihre Kolleg*innen und unsere Einrichtungen alles geben und dabei den Spaß nicht aus den Augen verlieren.
Lernen Sie noch mehr Menschen in der Pflege und die vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten in dem Beruf kennen.
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Neben dem Arbeitsklima wird es zudem immer wichtiger, den Mitarbeiter*innen Möglichkeiten zu bieten, sich selbst entfalten zu können – und zwar über das reine Arbeitsleben hinaus. Auch gilt es, in dem ganzen Wirrwarr aus Regeln, die es einzuhalten gilt, die Handlungsräume zu finden und zu nutzen, die das ermöglichen. Das gelingt mal besser und mal schlechter, aber wir versuchen es zumindest immer.
Was wünschen
Sie sich für die Pflege im Allgemeinen und insbesondere für die Pflege an den
Mannheimer BBT-Häusern?
Wir wünschen uns, dass sich auch weiterhin Menschen für diesen Beruf begeistern lassen, denn egal wie sich unsere Umwelt auch verändert, Pflege wird gebraucht!
Vielen Dank für das Gespräch!