Die Muslimen fasten im Fastenmonat Ramadan. In dieser Zeit wird von Morgengrauen bis Sonnenuntergang nicht gegessen – 29 oder 30 Tage lang. Dr. med. Maher Fattoum, Oberarzt der Gefäßchirurgie und Leiter endovaskuläre Chirurgie am Theresienkrankenhaus, erzählt im Gespräch, wie er den Ramadan in seinem Alltag praktiziert.
Das ist schon lange integriert, da ich seit ich 14 Jahre alt bin, mit dem Fasten anfing. Es fällt mir überhaupt nicht schwer, es ist zum Alltag geworden. Natürlich denke ich ab und zu ans Essen, aber das ist kein Problem.
Muslime fasten nicht nur im Ramadan, sondern auch freiwillig an anderen Tagen oder teilweise in bestimmten Monaten. Dies ist nicht verpflichtend wie das Fasten im Ramadan, aber es gibt uns viel.
Überhaupt nicht! Das ist mir egal, ich operiere nach wie vor. Natürlich habe ich ab und zu Hunger und Durst, das beeinträchtigt meine Arbeit allerdings überhaupt nicht.
Wenn ich hungrig oder durstig bin, denke ich daran, dass es eine Art des Gottesdienstes für mich ist und ich aus meinem Glauben heraus auch verpflichtet bin zu fasten. So ist das auch am Wochenende zu Hause und nicht nur im Dienst.
Ramadan heißt der Monat, in dem gläubige Muslime fasten. In dieser Zeit essen und trinken sie von Morgengrauen bis Sonnenuntergang nichts und das 30 Tage lang. Traditionell beginnt der Ramadan, wenn nach dem Neumond die Mondsichel wieder am Himmel zu sehen ist. Das kann in den verschiedenen Ländern unterschiedlich sein. Lediglich zwischen Sonnenuntergang und Morgengrauen darf gegessen und getrunken werden. Deswegen trifft sich die ganze Familie nach Einbruch der Dunkelheit, um gemeinsam zu essen. In der Zeit des Fastens beten Muslime besonders viel, um Gott nah zu sein und sich zu besinnen. Hunger und Durst sollen ihnen bewusst machen, dass es nicht selbstverständlich ist, genug zu essen und zu trinken zu haben. Der Ramadan endet mit dem „Zuckerfest“, bei dem sehr viele Leckereien auf den Tisch kommen.
Wir dürfen zwischen dem Sonnenuntergang, nach dem man gebetet hat, und bis eineinhalb Stunden vor Sonnenaufgang essen. Man darf eigentlich alles essen, aber man sollte mit Kleinigkeiten anfangen. Am besten mit Datteln oder Suppe, da dies für den Magen besser verträglich ist. Dann gewöhnt sich der Magen wieder langsam an die Nahrung und man kann im Anschluss von den vielen Köstlichkeiten, die zum Fastenbrechen aufgetischt werden, probieren.
Kurz vor dem Morgengrauen bzw. des Fastenbeginnes, isst man am besten Obst, Gemüse oder andere Kleinigkeiten, die wasserhaltig und wasserspeichernd sind. So wie Gurken, Tomaten oder Datteln. Diese Lebensmittel spenden neben Wasser auch ausreichend Energie für den Tag.
Unter der Woche meistens mit meiner Familie zu Hause, also meiner Frau und den beiden Kindern. Am Wochenende treffen wir uns mit einer befreundeten Familie und essen gemeinsam. Meine Frau und ich fasten den ganzen Ramadan. Unser Sohn fastet ab und zu, er ist noch zu jung, um komplett zu fasten. Er möchte sich schon langsam ans Fasten gewöhnen. Meine Tochter ist erst ein Jahr alt, daher betrifft sie das Fasten natürlich nicht.
Auf jeden Fall! Wir beten fünf Mal am Tag und sind in der genauen Uhrzeit flexibel. Zum Beispiel in der Zeit bevor das Fasten anfängt, also vor Sonnenaufgang, haben wir eineinhalb Stunden Zeit für unser Gebet. Die Mittagsgebetszeit dauert bis zum Sonnenuntergang an, man hat also knapp sechs Stunden Zeit.
Ein Gebet dauert ungefähr fünf Minuten, man kann aber auch länger beten. Inklusive der Vorbereitung zum Gebet, also zum Beispiel dem Waschen, bete ich ungefähr eine Stunde über den Tag verteilt. Dies ist nur ein kleiner Teil im Vergleich zum restlichen Tag.
Das Gebet bietet uns auch eine Auszeit, in der man alle Sorgen und den Stress hinter sich lässt. Man steht ganz ruhig vor seinem Herrn und sagt sich „Ich bin jetzt hier bei dir und kann mit dir reden wie ich will und das Leben kurz ausblenden.“
Vielen Dank für das Gespräch und Ramadan Mubarak (Froher Ramadan).
Das Interview führte Marlen Burger.