Für
Patient*innen ist die Diagnose Krebs oft ein Schock. Betroffene haben in
dieser Ausnahmesituation Angst und stellen sich viele Fragen, zum Beispiel zu
Heilungschancen, dem Ablauf einer Strahlen- oder Chemotherapie sowie möglichen
Nebenwirkungen der Behandlung. Wir möchten Ihnen im Folgenden die wichtigsten
Fragen beantworten und Ihnen zudem den Ablauf der Strahlentherapie in einem
ausführlichen Video erklären. Außerdem stellen wir Ihnen einige Ihrer möglichen
Ansprechpartner*innen und Ärzt*innen am Brüderkrankenhaus St. Josef in
Paderborn vor, die Sie während der gesamten Behandlungsdauer begleiten und
unterstützen werden.
Die moderne Strahlentherapie, auch Radiotherapie genannt, ist eine der wichtigsten Säulen in der erfolgreichen Krebstherapie. Die Diagnose Krebs bedeutet zunächst zwar einen massiven Einschnitt ins Leben. Doch es gibt Hoffnung: Heutzutage ist die Krankheit in vielen Fällen unter Berücksichtigung einiger Faktoren gut behandelbar und nicht selten auch heilbar.
Am Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn setzen die Ärzt*innen die Strahlentherapie vor allem zur lokalen Behandlung von bösartigen Tumorerkrankungen ein, aber auch zur Verhinderung des Nachwachsens eines Tumors nach einer Operation. Mittlerweile kommt sie bei fast jedem zweiten an Krebs erkrankten Menschen zum Einsatz – entweder als alleinige Behandlung, in Kombination mit einer Chemotherapie oder auch vor beziehungsweise nach einer Operation. Sie wird am Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn in der MVZ Praxis für Strahlentherapie und in der Klinik für Strahlentherapie sowohl ambulant als auch stationär angeboten.
Bei der Strahlentherapie werden bösartige Tumorzellen mithilfe elektromagnetischer Strahlung zerstört. Diese Strahlen verändern die Erbsubstanz der Krebszellen so, dass die Zellteilung gestoppt wird. Die Zellen können dann vom Körper „abtransportiert“ werden. Der gesamte Prozess ist für die Patient*innen schmerzfrei. Die Bestrahlung dauert pro Sitzung nur wenige Minuten. Dabei liegen die Betroffenen auf einer Liege, hören ihre Lieblingsmusik und können zur Entspannung in der Klinik für Strahlentherapie in Paderborn auf einen digital erstellten Himmel schauen.
Die Bestrahlungsarten unterscheiden sich je nach Tumorart und Stadium der Krebserkrankung und ebenso individuell muss die Dosis der Strahlung berechnet werden. Physiker*innen und Ärzt*innen berechnen dazu exakt, welche Dosis notwendig ist und wie sie auf die einzelnen Sitzungen verteilt werden muss. In den meisten Fällen erfolgt die Bestrahlung am Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn fünf Mal pro Woche innerhalb eines Zeitraums von einer bis sechs Wochen.
Sollte die Krebserkrankung schon zu weit fortgeschritten oder aufgrund einer besonders aggressiven Krebsform nicht mehr heilbar sein, kann die Strahlentherapie dennoch helfen.
MUDr. Attila Salay, Chefarzt der Klinik für Strahlentherapie am Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn, erklärt: „In der palliativen Krebsbehandlung spielt die Strahlentherapie eine wichtige Rolle. Dort kann sie symptomlindernd wirken, sodass die Patient*innen weniger Schmerzen haben, oder es können Atemnot oder Blutungen behandelt werden.“
Um bösartige Tumore zielgenau bestrahlen
zu können, gibt es innerhalb der modernen Strahlentherapie den Linearbeschleuniger,
der auch in der Klinik für Strahlentherapie in Paderborn zum Einsatz kommt.
In diesem Gerät werden innerhalb einer Elektronenkanone winzige, elektrisch
geladene Teilchen – die Elektronen – erzeugt und anschließend durch Magneten
auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Danach werden sie in die sogenannte
Gantry geleitet.
„Die Gantry ist das, was die Patient*innen sehen, wenn sie auf der Liege im Bestrahlungsraum liegen. Dabei handelt es sich um das Gerät, welches sich um sie herumdreht“, erläutert Physikerin Pia Wolf aus der MVZ Praxis für Strahlentherapie. Sie erklärt weiter: „Die Elektronen werden in der Gantry abgelenkt und landen im Beschleunigerkopf, dem Kollimator. Im Kollimator selbst sind fünf Millimeter breite Lamellen, die dafür sorgen, dass jedes Bestrahlungsfeld individuell in 3D geformt werden kann. Dadurch ist es möglich, auch kleinste Bereiche mit der exakt berechneten Dosis zu bestrahlen und gesundes, umliegendes Gewebe zu schonen.“
Dazu
überprüfen die Physiker*innen am Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn
kontinuierlich während der Behandlung, ob der Linearbeschleuniger für die
jeweiligen Patient*innen korrekt eingestellt ist.
Bevor
die eigentliche Bestrahlung beginnt, erstellen die Mitarbeiter*innen am Brüderkrankenhaus
St. Josef Paderborn einen individuellen Behandlungsplan. Darin wird
nicht nur die Strahlendosis erfasst, sondern auch die bestmögliche
Lagerungsposition während der Bestrahlung berechnet. Bevor es für die
Patient*innen zum Linearbeschleuniger geht, führt der Weg deswegen ins
sogenannte Simulations-CT, auch Planungs-CT genannt.
Im Simulations-CT bringt Florian Leifeld und seine Kolleg*innen die Patient*innen in die Position, die sie später auch während der Bestrahlung am Linearbeschleuniger einnehmen müssen. Laserstrahlen erfassen anschließend – für die Patient*innen absolut schmerzfrei – den Tumor sowie die umliegenden Organe und übertragen die Daten in ein Koordinatensystem. Am Computer berechnet dann die oder der MTRA das optimale Bestrahlungsfeld. Wenn dieses festgelegt wurde, zeichnet die oder der MTRA mit einem wasserfesten Marker die zu bestrahlende Fläche auf dem Körper der Patient*innen ein.
Die
auf den Patient*innen eingezeichneten Markierungen werden nach dem
Simulations-CT mit wasserfesten Folien abgeklebt, sodass die Patient*innen ganz
normal duschen dürfen. Dennoch sollten Sie darauf achten, dass die Markierungen
wenig Wasser ausgesetzt sind und der Bereich nicht mit Seife oder Duschgel in
Berührung kommt. Ebenso sollte der Bereich nach dem Duschen nur abgetupft
werden, damit die Markierungen und Folien nicht aus Versehen entfernt werden.
Sollte
es doch einmal dazu kommen, dass sich die Markierungen vor der ersten
Bestrahlung gelöst haben, stellt dies kein größeres Problem dar. „Dann können
die Patient*innen sich einen Termin zur erneuten Markierung geben lassen.
Allerdings ist dies am besten zu vermeiden, da sonst der Bestrahlungsplan in
Verzug geraten kann“, erklärt Florian Leifeld.
Um Patient*innen soweit wie möglich Ängste und Sorgen rund um die Behandlung zu nehmen, steht ihnen das Team der MVZ Praxis und der Klinik für Strahlentherapie in Paderborn jederzeit zur Seite. Was die Patient*innen genau im Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn erwartet und wie die Behandlung von der Anmeldung bis zum Abschlussgespräch abläuft, das erklären wir Ihnen in unserem Video. Darin werfen wir einen Blick hinter die Kulissen und bieten Einblicke in alle Bereiche der Klinik für Strahlentherapie. Auch in jene, die Patient*innen oft verborgen bleiben, wie beispielsweise dem Chefarztsekretariat.
Da die Strahlentherapie auf einem lokal begrenzten Bereich angewendet wird, treten Nebenwirkungen in der Regel dort und in angrenzenden Hautarealen auf. Es ist auch durchaus möglich, dass eine Bestrahlung keine Nebenwirkungen nach sich zieht. Ob Symptome auftreten und wie stark diese ausgeprägt sind, hängt von mehreren Faktoren ab: der verabreichten Dosis, der Empfindlichkeit des Bestrahlungsgebiets und dessen Größe.
Bei nahezu allen Strahlentherapie-Patient*innen treten Reizungen der Haut auf. Daher sollten Patient*innen auf eine schonende, natürliche Hautpflege in diesen Bereichen achten. Sonnenbäder sowie Hautcremes oder -lotions, die mit Chemikalien oder Parfum versetzt sind, sollten Sie vermeiden. Eine gesunde Ernährung trägt außerdem dazu bei, die Haut nicht zusätzlich zu strapazieren. Andauernde Müdigkeit, Appetitlosigkeit und auch Fieber sind ebenfalls häufige Folgen einer Strahlentherapie.
Evelyn Kröger, leitende MTRA in der Klinik für Strahlentherapie am Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn, ergänzt weitere mögliche Nebenwirkungen: „Bei einer Bestrahlung im Kopf- und Halsbereich kann es beispielsweise zu Schleimhautentzündungen im Mund oder in der Speiseröhre kommen. Wenn zum Beispiel die Prostata oder andere Unterleibsbereiche aufgrund von Krebs bestrahlt werden müssen, können Durchfall, Übelkeit und bzw. oder Erbrechen auftreten.“
Nebenwirkungen sind allerdings individuell und treten bei
jeder Patientin und jedem Patienten unterschiedlich ausgeprägt auf. Falls
Nebenwirkungen durch die Strahlentherapie auftreten, gehen sie meist wieder von
allein zurück oder können mit Medikamenten behandelt werden.
Grundsätzlich haben eine Chemotherapie und die Strahlentherapie das gleiche Ziel: Sie bekämpfen die Krebserkrankung. Oftmals ist eine Kombination der beiden Behandlungsarten hilfreich, um bestmögliche Heilungschancen zu erreichen. Diese sogenannte Radio-Chemotherapie wird auch am Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn genutzt.
Die Chemotherapie eignet sich als alleinige Behandlung für nahezu alle Krebsarten. Dabei werden Medikamente gegen die Krebszellen im gesamten Körper eingesetzt. Die Therapie gilt als äußerst wirksam, hat allerdings auch Nachteile. Denn die verabreichten Medikamente zerstören die Krebszellen zuverlässig, können aber auch gesunde Zellen angreifen und außerdem Nebenwirkungen nach sich ziehen.
Die Strahlentherapie wiederum eignet sich als alleinige Behandlungsmethode nur, um gezielt einzelne Tumore zu bekämpfen. Sie schont umliegendes Gewebe und hat daher deutlich weniger Nebenwirkungen als die Chemotherapie.
Bei vielen Krebsarten ist eine Kombination aus beiden Behandlungsmethoden sinnvoll, um ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen. Ein Beispiel ist Leukämie. Hier kann die Strahlentherapie unterstützend zur Chemotherapie eingesetzt werden, um Leukämiezellen außerhalb von Knochenmark und Blut zu beseitigen oder vor einer Stammzellentransplantation das körpereigene Knochenmark zu neutralisieren. Das ist notwendig, damit der Körper die transplantierten Stammzellen nicht wieder abstößt, sodass die Heilungschancen dadurch erhöht werden.
Andererseits kann die Chemotherapie auch ergänzend zur Bestrahlung eingesetzt werden. In diesem Fall zerstört die Bestrahlung den Tumor, während die Chemotherapie Metastasen – also bösartige Nebengeschwüre – angreift, die sich an anderen Stellen im Körper angesiedelt haben.
Die meisten gesetzlichen Krankenkassen tragen die Kosten für die Strahlentherapie. Bei Sonderformen müssen Patient*innen die Kostenübernahme bei ihrer Krankenkasse beantragen und die Kosten gegebenenfalls selbst tragen.
Bei einer ambulanten Therapie ist es möglich, dass die Fahrtkosten von den Krankenkassen übernommen werden. Dazu müssen Patient*innen einen Antrag ausfüllen. Sie werden dabei von den Mitarbeiter*innen des Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn tatkräftig unterstützt. Auch in anderen Fragen rund um mögliche Kostenübernahmen stehen sie den Patient*innen mit Rat und Tat zur Seite.
Die Brachytherapie ist eine besondere Form der Strahlentherapie. MUDr. Salay erklärt: „Die Strahlung wird direkt am Ort des Tumors abgegeben, sodass in diesem Bereich eine höhere Dosis als mit herkömmlicher Strahlentherapie erreicht werden kann. Die umliegenden Organe werden bei dieser Bestrahlungsmethode sehr gut geschont, da die Brachytherapie die Strahlung nur in geringer Reichweite abgibt.“
Um dies zu erreichen, wird ein Applikator in eine Körperhöhle, je nach Krebsart zum Beispiel die Vagina, Gebärmutter oder Prostata, eingeführt. Dort wird die Strahlung direkt in den Tumor abgegeben. Der Applikator wird, wenn notwendig, unter lokaler Betäubung oder dem sogenannten „Dämmerschlaf“ in den Körper eingebracht. Die Patient*innen bekommen von der Behandlung kaum etwas mit.
Eine Sonderform der Brachytherapie ist das sogenannte „Afterloading“. Diese kommt zum Einsatz, wenn der Tumor nicht über natürliche Körperhöhlen zu erreichen ist. Dann werden Schläuche, Hohlröhren oder -nadeln eingesetzt, durch welche die Strahlenquelle zum Tumor herangeführt werden kann. Am Ende der Therapie werden die Schläuche und Nadeln wieder entfernt. Die gesamte Behandlung ist für Patient*innen schmerzfrei, da sie entweder in Vollnarkose oder unter lokaler Betäubung vorgenommen wird. Diese Art von Bestrahlung eignet sich beispielsweise bei Cervixkarzinomen.
Das Ziel der Strahlentherapie oder der kombinierten Radio-Chemotherapie ist immer die vollständige Heilung der Patient*innen. Die Chance auf Genesung hängt allerdings von vielen Faktoren ab. Grundsätzlich gilt: „Je früher ein bösartiger Tumor entdeckt wird, desto besser. Denn mit jedem Tag, den die Krankheit unbehandelt bleibt, kann sich der Tumor weiterentwickeln und mehr Krebszellen bilden“, erklärt MUDr. Salay. Daher sei zum einen die Vorsorge sehr wichtig. Zum anderen sei es aber auch von immenser Bedeutung, dass die Patient*innen gemeinsam mit ihren Ärzt*innen nach einer Krebsdiagnose umgehend die Behandlungsmöglichkeiten besprechen und keine wertvolle Zeit verstreichen lassen.
MUDr. Salay: „Ganz gleich, ob eine Operation, Strahlen- oder Chemotherapie oder eine Kombination aus mehreren Möglichkeiten: Je eher der Kampf gegen den Krebs aufgenommen wird, desto höher sind, in den meisten Fällen, die Heilungschancen.“
TEXT: FRANZISKA BOMBACH | FOTOS/VIDEOS: ANDRÉ LOESSEL