27.12.2023
Als Yannick Ortmann die Türklinke von Patientenzimmer 87 herunterdrückt, lächelt er. Es ist ein Zimmer auf der Palliativstation, die Patienten hier sind schwerstkrank.
Hinter der Tür trifft der
junge Pfleger auf R. Meyer, der seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung
lesen und keinesfalls sein Bild sehen will. Der 62jährige hat Leukämie. Er hat
alle Therapien gemacht, keine hilft mehr. R. Meyer weiß, dass er nicht mehr
lange zu leben hat. Als der freundlich lächelnde Yannick Ortmann an sein Bett
tritt, breitet sich auf dem Gesicht des schwerkranken Patienten ebenfalls ein
Lächeln aus: „Wie schön, dass sie da sind.“
Yannick Ortmann ist 29
Jahre alt und hat vor wenigen Monaten sein Examen gemacht. Auf die Frage, warum
er seine Laufbahn im Krankenhaus auf einer Station beginnt, auf der
Krebspatienten liegen, die manchmal wenig Hoffnung haben und oft nie wieder
gesundwerden, antwortet er spontan und erstaunt. „Hier gibt es Hoffnung! Es
steckt viel Leben und Lachen auf der Hämatologie“.
Mit dieser Meinung steht er
nicht alleine da. Fünf der insgesamt 25 Absolventen, die im Herbst mit ihrer
Ausbildung zur Pflegefachfrau/ zum Pflegefachmann im Brüderkrankenhaus St.
Josef fertig geworden sind, treffen sich zum Berufsstart auf der Station A/ B
der Klinik für Hämatologie und Onkologie wieder. Nicht etwa, weil es keine
anderen Optionen gegeben hätte! Sie haben sich alle bewusst für diesen Weg
entschieden. „Die Begleitung Sterbender gehört zu meinem Alltag, das akzeptiere
ich. Das Sterben kann sanft sein, es kann enorm viel Kraft kosten und alles
andere als leicht sein. Ich lerne viel über mich selbst auf der Station“, sagt
Lea Portsteffen.
Sie, der Kollege Ortmann
und die Kolleginnen berichten, dass sie von den erfahrenen Pflegefachkräften
jederzeit aufgefangen werden. „Diejenigen, die schon lange im Team sind und
alle Facetten der Arbeit kennen, haben ein offenes Ohr für uns“, bekräftigt
Sabrina Bartkowiak. Die junge Frau hat aus ihrem Bekanntenkreis viel Zuspruch
bekommen für ihre Entscheidung, Pflegefachfrau auf einer Krebsstation zu
werden. „Es ist toll, dass Du Dir das zutraust“, sagen Freundinnen.
Wenn es Jessica Menzel und
Jacqueline Sielemann zu nah geht, dass Patienten, um die sie sich besonders
intensiv gekümmert haben, verstorben sind, bleiben sie mit diesen Themen nicht
alleine: „Wir unterstützen uns gegenseitig und reflektieren unsere Arbeit. Ich
kann die Sorgen und Nöte der Patienten nicht mit nach Hause nehmen, das würde
mir die Luft abschnüren. Aber ich kann aushalten, dass Menschen sterben, wenn
ich darüber rede“, so Jessica Menzel.
Katharina Wolf ist
stellvertretende Stationsleiterin der A/ B. Sie und Stationsleiterin Petra
Gonschewski sind nicht nur für die Patientinnen und Patienten verantwortlich,
sondern auch für das Team. „Das sind tolle junge Leute. Ich freue mich sehr darüber, dass sie sich für die onkologische Pflege
entschieden haben. Einige haben wir schon während ihrer Praxiseinsätze im
Rahmen der Ausbildung begleitet und für die Arbeit in unserer Fachabteilung
begeistert. Unsere Arbeit auf der Station A/ B ist anspruchsvoll und erfüllend
zugleich. Das Team lebt besonders von der Zusammenarbeit zwischen unseren
langjährig erfahrenen Fachpflegekräften und den Berufsanfängern.“
Yannick Ortmann hat R.
Meyer beim Essen geholfen, ihn gewaschen und die Sprudelflasche geöffnet. Der
junge Mann lächelt, als er aus dem Patientenzimmer tritt und die Klinke der
nächsten Tür herunterdrückt.
Weiterbilden, weiterkommen
Pflegefachkräfte haben die
Möglichkeit, eine zweijährige, berufsbegleitende onkologische Fachweiterbildung
zu machen. „Die Aufstiegsmöglichkeiten sind exzellent“, so Katharina Wolf.
Infos hier: www.bk-paderborn.de