Am 200. Geburtstag des
Ordensgründers, des seligen Bruders Peter Friedhofen, starteten die BBT-Gruppe
und die Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf am 25. Februar 2019 in ihr
Jubiläumsjahr. Bei der Geburtstagsfeier in Koblenz erinnerten sich die Gäste an
das Leben Peter Friedhofens im Spiegel seiner Zeit und vergegenwärtigten den Auftrag
im Hier und Jetzt.
Die
Geburtstagsfeier am 25. Februar 2019, die den Auftakt zum Jubiläumsjahr gab,
begann mit einem feierlichen Gottesdienst an einem historischen Ort, der
Liebfrauenkirche in der Altstadt in Koblenz, wenige Schritte vom Mutterhaus und
ersten Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in der Florinspfaffengasse. 175
Gäste und Mitarbeitende aus allen Regionen der BBT-Gruppe folgten der Einladung
und feierten gemeinsam den Ordensgründer Peter Friedhofen. Unter den Gästen
fanden sich befreundete Orden, Vertreter aus Politik und Gesellschaft, sowie von
der Caritas. Auch Mitglieder der Gemeinde Weitersburg und Schornsteinfeger aus
Ahrweiler, Peter Friedhofens altem Bezirk, mischten sich unter die Gäste.
"Diese
Kerze erinnert uns an das Licht, das mit Peter Friedhofen in die Welt gekommen
ist, das weiterleuchtet in unserer Gemeinschaft, das weiterleuchtet in den
vielen Menschen, die Tag für Tag sein Werk lebendig sein lassen," Mit diesen
Worten eröffnete Generaloberer Bruder Peter Berg das Pontifikalamt. Er
erinnerte an das nicht immer leichte Leben Friedhofens, der mit neun Jahren
Vollwaise wurde und auf Hilfe angewiesen war. Armut und Hilfsbedürftigkeit, in
seinem späteren Leben auch Krankheit, begleiteten seinen Lebensweg. Vor allem
aber sein Glaube begleitete ihn und half ihm seine Lebensthemen zu einem Werk
aufzubauen, in einer Gemeinschaft von Brüdern.
Weihbischof
Franz Josef Gebert ließ sich in seiner Predigt vom zuvor gelesenen
Matthäus-Evangelium inspirieren, das mit den Worten endete "Jeder Tag hat genug
an seiner eigenen Plage." So hielten Armut, Krankheit und Not die Gesellschaft
zu Zeiten Peter Friedhofens in Atem, heute gehörten unter anderem
Fachkräftemangel zu den vorherrschenden Problemen, erklärte der Weihbischof. Mittelpunkt
der bischöflichen Predigt waren die Sorgen im Gesundheitswesen, aber auch in
der Kirche, denn nicht nur in der Pflege, auch in den Ordensgemeinschaften mangele
es an Nachwuchs. Wie damit umzugehen sei, wäre eine offene Frage in allen
Gemeinschaften. "Wie Peter Friedhofen und seine Gemeinschaft etwas tun und wagen,
auch wenn wir nicht immer sicher sein können, dass jeder Schritt gleich der richtige
ist und zum Erfolg führt", rät Weihbischof Gebert. Ideen, die den Sorgen der
Zeit begegnen, brächten immer ein Wagnis mit sich, trotzdem sollten wir sie
verfolgen, in dem Vertrauen auf die Weisheit und Hilfe Gottes. "Neuer Geist,
neues Feuer, das ist der Geist Gottes und unser Leben ist der Raum, in dem sich
der Geist mit seiner Weisheit entfaltet. All die Räume, die uns Grenzen setzen
und Probleme bereiten, sind die Räume, in denen sich die Weisheit entfaltet und
Gott sein Werk tut. Nicht in einer abgehobenen Welt, sondern mitten im Alltag."
Mit
diesem Gedanken segnete er Geburstagskerzen, die die Hausoberen in ihre
Einrichtungen mitnahmen. "Ein Wort Peter Friedhofens sagt, dass er sich nach
neuem Feuer und neuem Geist sehnt. Die Kerzen, die von hier aus an viele Orte
gebracht werden, sollen ein Symbol sein für den immer neuen Geist, mit dem wir
nach dem richtigen Weg suchen", diesen Wunsch gab Bruder Raphael Lichtle, als
Vertreter des Ordens, den Kerzen mit und reichte die Kerze an Petra Nuss,
Vertreterin der Mitarbeitenden, weiter. Sie sprach in ihrer Fürbitte davon,
dass die Kerzen ermutigen sollten, den Menschen in den Einrichtungen ein Licht
zu sein. "Die Kerzen sind ein Zeichen für den Mut, den wir brauchen, wenn wir
Tag für Tag Entscheidungen treffen und um Entscheidungen ringen, die den Menschen
dienen.", so Rethmann als Vertreter der BBT-Zentrale in seiner Fürbitte.
Anschließend
liefen die Gäste zusammen durch die sonnige Koblenzer Altstadt zum
Bischöflichen Cusanus-Gymnasium, in dem die Geburtstagsfeier weiterging. Auf
eine Zeitreise nahm der Moderator, Dr. Peter-Felix Ruelius, Leiter des
Zentralbereichs Christliche Unternehmenskultur und Ethik, die zahlreichen Gäste
mit. Durch die Klaviersonate A-Dur von Franz Schubert bekam die
Geburtstagsgesellschaft einen akustischen Eindruck des Jahres 1819. Auch Dr.
Albert-Peter Rethmann, Sprecher der BBT-Geschäftsführung, blieb bei seiner
Begrüßung in diesem Jahr. Es sei eine Zeit voller Widersprüche, die sowohl von
Aufbruch, Erfindungen und großen Entwicklungen als auch von Armut und Not
geprägt gewesen sei, so Rethmann. Die wirtschaftlichen Veränderungen zögen
Armut, Wohnungsnot und Krankheit großer Teile der Bevölkerung wie einen
Kometenschweif hinter sich her. Die soziale Frage tauche im Masterplan des 19.
Jahrhunderts erst sehr spät auf.
"Wir
sehen Menschen, die gewissermaßen am Straßenrand der neuen Zeit liegengeblieben
sind. Und wir sehen Menschen, denen das zu Herzen geht. Die entschieden für
Menschen sind und etwas tun. Die nach Wegen suchen, wie sie dort helfen können,
wo sie gerade sind. Einer in dieser Reihe der Entschiedenen im 19. Jahrhundert
ist Peter Friedhofen", sagte Rethmann. Auch im wahrscheinlich bekanntesten
Gleichnis der Bibel liege ein Mensch am Straßenrand, zwischen Jerusalem und
Jericho. Der barmherzige Samariter sieht und pflegt ihn. Für Peter Friedhofen
sei diese Straße nicht irgendeine Straße im Orient gewesen, sondern führte
durch seine Region und alle Orte, an denen Hilfe notwendig war. "Peter
Friedhofen lädt uns dazu ein, sensibel dafür zu bleiben, wo unsere Straße von
Jerusalem nach Jericho sind", erklärte Rethmann.
Die
Nöte unserer Zeit seien zwar andere als vor zweihundert Jahren, aber wie damals
bleibe es immer der konkrete Mensch mit seiner Not und seinem Leid, der unsere
Entscheidung einfordere, so Rethmann weiter. "Wenn wir heute von Peter
Friedhofen etwas lernen können, dann dies: die frohe Entschiedenheit für den
Menschen und den Mut, neue und vielleicht erst einmal von anderen skeptisch
betrachtete Wege zu gehen, wenn sie dem Menschen dienen."
Neue
Wege ging auch der 1818 geborene Überraschungsgast, Friedrich Wilhelm
Raiffeisen, mit seinem Konzept zur Selbsthilfe, Selbstverwaltung und
Selbstverantwortung, bei dem die Menschen zusammenarbeiten um zu ermöglichen,
was einer alleine nicht kann. Kabarettist Franz-Josef Euteneuer sprach in
seiner Darbietung von der Kraft des "Dennochs". Wenn alle einem sagten, man
solle etwas nicht tun, man es aber für richtig hielte, dann solle man es
dennoch tun. "Peter Friedhofen wurde gesagt, er dürfe keinen Orden gründen, er
solle sich in eine vorhandene Struktur einfügen und anpassen. Dennoch hat er
einen Orden gegründet und sehen Sie mal, was daraus geworden ist." Euteneuer
sprach sich dafür aus, Menschen zu klugen Entscheidungen zu verleiten, ohne
ihnen etwas vorzuschreiben oder zu verbieten. Denn dort wo Menschen sich
angenommen und wertgeschätzt fühlten, das Gefühl hätten wichtig zu sein, dort
geschehe letztendlich Heilung, weil es ganzheitlich sei.
Zu
einem späteren Zeitpunkt des Programms kehrte Euteneuer, als er selbst zurück.
Er fuhr mit einem Elliptigo, ein Fahrrad zum stehenden Fahren, zwischen den
Stuhlreihen hindurch und erklärte, dass die BBT-Gruppe das Rad nicht neu
erfinden müsste, sondern immer den ursprünglichen Gedanken Peter Friedhofens
verfolgten sollte: Die Entschiedenheit für Menschen.
Musikalisch
begleitete die international preisgekrönte Pianistin Viktoriya Yermolyeva die
Feier. Sie trug Arrangements von Musikstücken der jeweiligen Zeitsprünge vor,
darunter auch "Summertime" von George Gershwin. Dieses hatte sie aus Anlass des
200. Geburtstag von Peter Friedhofen arrangiert: ihr Geschenk an ihn. Mit dem
Stück im 20. Jahrhundert angekommen wandte sich Bruder Peter, Generaloberer der
Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf, der Zeit um das Jubiläumsjahr 1919 zu. Nach
dem Krieg stand dieses im Zeichen des Wiederaufbaus und der Wiedereröffnung.
Trotz der traumatischen Erlebnisse, hätten die Brüder allerdings nie den
Gedanken an Resignation gehabt. Sie setzten ihre Arbeit fort und bauten auf. Sie
nahmen ihren Dienst wieder auf. "Und auch die Brüder damals feierten den 100.
Geburtstag ihres Ordensgründers. Nahmen ihn als Anlass, dankbar und
zuversichtlich zu feiern, ebenso wie wir das hundert Jahre später tun",
beschrieb Bruder Peter die Situation.
Er
erinnerte an zwei Ereignisse aus den Chroniken der Brüder, beide hatten mit
Wasser zu tun: Einmal zu viel und einmal zu wenig. Bei einem Hochwasser in
Trier Anfang der 1920er waren alle Brüder rund um die Uhr im Einsatz um die
Betroffenen, zu denen sie selbst gehörten, zu retten und zu schützen. Dem
Einsatz Bruder Tharcisius sei es zu verdanken, dass der Schönfelderhof eine
Wasserader fand, die für den Betrieb des Hofes ausreichte. Nur so hätte die
Versorgung des Brüderkrankenhauses gewährleistet werden können. Für Bruder
Peter stehen diese Ereignisse stellvertretend für den tatkräftigen Einsatz der
Brüder für die Menschen. "Tätige Nächstenliebe, Entschiedenheit für Menschen,
solidarisches Zupacken - es ist, wenn es darauf ankommt, Verlass darauf, dass
jede Hand und auch jedes Herz für den Menschen da ist, der in Not ist. Das war
in der Vergangenheit so und ich wünsche mir, dass es auch in Zukunft immer so
bleiben wird", sagte Berg.
Den
zweiten Wunsch bezog der Generalobere auf den Glauben, den Peter Friedhofen zu
seinem Dienst am Nächsten geführt habe: "Der Glaube ist eine lebendige Quelle,
die den Dienst am Menschen nährt und die Liebe zu den Menschen fördert. Ich
wünsche mir, dass wir die innere Verbindung mit dieser lebendigen Quelle nicht
verlieren, sondern dass sie uns immer ideenreich sein lässt und wach für die
Möglichkeiten, die wir haben."
Ein
Film führte dem Zuschauer die Zeit Peter Friedhofens bildlich vor Augen, in all
ihren Erscheinungsformen: Kriege, Armut, Säkularisation, Ordensgründungen, Karl
Marx und Industrialisierung. In genau dieser Zeit des Aufbruchs und der
Veränderung wird Peter Friedhofen geboren, die Meilensteine seines Lebens
untermalen Bilder und Zeichnungen. Nach seinem Tod wächst der Orden und sein
caritatives Werk, allerdings nimmt die Anzahl der Brüder im 20. Jahrhundert
kontinuierlich ab. Das Bild in den Einrichtungen ändert sich, weltliche
Pflegekräfte und Brüder arbeiten zusammen entschieden für Menschen.
Mittlerweile überwiegen sie, tragen den Gedanken weiter. Sie sagen mit ihren
eigenen Worten, wie sie sich für die Patienten stark machen, Tag für Tag. Um
genau diese Gedanken geht es auch in den vorgestellten Aktionen im
Jubiläumsjahr mit Fotobox-, Videobox- und Postkartenaktionen, die das
Jubiläumsjahr begleiten werden.
Bei
einer Geburtstagsfeier darf eines nicht fehlen: die Torte! Diese schob Bruder
Peter mit Sprühfontänen in den Raum. Mit dem folgenden gemütlichen
Beisammensein klang der Abend aus.
Gerne
senden wir Ihnen Pressefotos auf Wunsch zu.
Fotos: BBT-Gruppe/Julia Steinbrecht