Psychologin Dr. Pröscholdt und Chefarzt Dr. Jähnel raten zu strukturiertem Tagesablauf und guter Selbstsorge - Krankenhaus Tauberbischofsheim weiterhin für Patienten in psychischen Krisen und psychischen Erkrankungen erreichbar
Die ungewisse
Furcht vor einer Infektion mit dem Corona-Virus, erzwungene Einsamkeit und
soziale Distanz, schlechte Nachrichten in allen Medien, Reisebeschränkungen und
eingeschränkte Freizeitmöglichkeiten betreffen
aktuell uns alle. Es gibt jedoch Menschen, die unter diesen Belastungen
besonders leiden. "Gerade Menschen mit psychischen Vorerkrankungen, die unter
Depressionen, Angststörungen oder Zwangsstörungen leiden, gehören zu den
besonders gefährdeten Gruppen", betont Dr. Marie Pröscholdt, leitende
Psychologin der Abteilung Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und
Psychotherapie im Krankenhaus Tauberbischofsheim. "Für diese Personen sind die
aktuellen Einschränkungen ein Sprungbrett für verstärktes Grübeln, für
vermehrte Ängste und Sorgen." In der Therapie rate man den Patienten in solchen
Situationen zu regelmäßigen sozialen Kontakten, Bewegungstraining in Gruppen
und anderen positiven Aktivitäten. "Wenn alle diese Ressourcen und positiven
Verstärker wegfallen, besteht ein erhöhtes Risiko, dass diese Personen eine
Depression entwickeln oder wieder in eine Depression zurückfallen", so die
Psychologin.
Vorbeugen mit guter Selbstsorge
Dr.
Pröscholdt nennt einige Symptome, die auf eine Depression hindeuten: "Wenn man
die Freude an Dingen verliert, die man normalerweise gerne tut; wenn sich die
Stimmung deutlich verschlechtert oder wenn ein Antriebsverlust vorliegt und
dann noch z.B. ein vermindertes Selbstwertgefühl und übertriebene
Zukunftsängste bis hin zu Suizidgedanken hinzukommen und diese Symptome über
mindestens zwei Wochen andauern, dann gehen wir von einer Depression aus."
Bevor es soweit kommt, könne man gezielt etwas dagegen tun und vorbeugen. "Für
alle Betroffenen ist es jetzt sehr wichtig, gut für sich selbst zu sorgen und
nachsichtig mit sich selbst zu sein", rät die Psychologin. "Es ist angesichts
der Corona-Pandemie völlig normal Angst und Stress zu empfinden. Man sollte
sich deshalb nicht selbst unter Druck setzen."
Positive Aktivitäten einplanen
Um gegen diese Tendenzen
anzugehen, empfiehlt Dr. Pröscholdt sich täglich positive Dinge im Alltag
einzuplanen, auf die man sich freuen kann. "Strukturieren Sie Ihren Tag und
planen Sie bewusst Phasen ein, in denen Sie sich selbst etwas Gutes tun. Solche
Aktivitäten können zum Beispiel sein: ein Video-Telefongespräch mit Freunden
oder Angehörigen, ein täglicher Spaziergang, sich etwas Gutes kochen oder sich
eine halbe Stunde in die Sonnen setzen und bewusst den Frühling und die Natur
genießen." Auch Entspannungsübungen könnten helfen. Sie warnt davor, die
Schlafenszeit zu verlängern und einfach im Bett zu bleiben. "Behalten Sie Ihren
regelmäßigen Tagesrhythmus bei und legen Sie sich tagsüber nicht längere Zeit
hin. Dies führt eher dazu, dass das Gefühl der Erschöpfung und
Niedergeschlagenheit zunimmt."
Krankenhaus Tauberbischofsheim bietet Hilfe rund um die Uhr
Sollten diese
Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg haben und sich die psychische Situation
weiter verschlimmern, empfiehlt Dr. Pröscholdt den Betroffenen, sich dringend
Rat und professionelle Unterstützung zu suchen.
"Patienten,
die bereits einmal in Behandlung waren, können sich an ihren vertrauten Arzt
oder Therapeuten wenden. Diese sind auch in Zeiten von Corona ansprechbar." Bei
Bedarf sei auch ein stationärer Aufenthalt möglich. Auch die Abteilung für
Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie im Krankenhaus
Tauberbischofsheim steht in psychiatrischen Not- und Eilfällen weiterhin sowohl
stationär als auch ambulant rund um die Uhr bereit und hilft in psychischen
Krisensituationen.
Keine Angst vor Corona-Infektion
Chefarzt Dr. Mathias Jähnel: "Melden sie sich bei uns, wenn
es Ihnen psychisch schlecht geht,
zunächst telefonisch, bei entsprechender Indikation ist natürlich auch
ein persönlicher Ambulanztermin oder eine stationäre Aufnahme möglich. Wir
gehen besonders sorgsam mit den entsprechenden Hygienemaßnahmen um, Patienten müssen
keine übertriebene Angst vor einer Ansteckung mit Corona haben."
Daneben
verweist Dr. Pröscholdt auf verschiedene online-Angebote, die derzeit gute
Unterstützungsprogramme anbieten: So stellt zum Beispiel die Stiftung Deutsche
Depressionshilfe ihr Online-Programm "iFightDepression" zur Strukturierung des
Alltags zurzeit für sechs Wochen ohne Einschränkungen zur Verfügung. Auch die
Psychotherapeutenkammer Hessen hat eine Liste mit nützlichen
Informationsmaterialien und Selbsthilfeangeboten sowie telefonische
Beratungsangeboten online veröffentlicht, die helfen können, besser durch die
Corona-Krise zu kommen.
Tipps für den Alltag: