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26.03.2016 / aktualisiert 16.12.2020

Alt werden in vertrauter Umgebung

Die vertraute Umgebung ist der beste Platz, um alt zu werden. Davon sind die Allermeisten überzeugt. Doch manchmal ist Unterstützung gefragt: vom Pflegedienst, dem Rollenden Mittagstisch, der Tagespflege.Und nicht nur persönliche Wünsche, auch der Gesetzgeber hat Einfluss auf das Leben im Alter. Die Seniorendienste in Rilchingen sind für alles gewappnet.

Rosemarie Biehl entdeckte bei den Barmherzigen Brüdern Rilchingen ihre Liebe zum Töpfern.

Eine dralle Badenixe mit rot lackierten Fußnägeln ist der ganze Stolz von Rosemarie Biehl. Die selbst getöpferte kleine Figur steht in der Vitrine ihres gemütlich eingerichteten Zimmers im Haus St. Vinzenz der Barmherzigen Brüder im saarländischen Rilchingen. Nach ihrem arbeitsreichen Leben hat die 79-Jährige ehemalige Küchenhilfe hier vor zwei Jahren ein neues Zuhause gefunden - und ihre Liebe zum Töpfern entdeckt. Dabei hatte die schwer herzkranke Seniorin mit ihrem Leben eigentlich schon abgeschlossen. Die alleinstehende Dame konnte sich nicht mehr selbst anziehen und musste einsehen, dass ein Leben in ihrem geliebten Haus mit Garten inzwischen unmöglich war. Die Aussicht, ihre letzten Tage in einem Pflegeheim zu verbringen, war für sie "ein Schock". Im Rollstuhl sitzend, abgemagert und mit "kaum noch Haaren auf dem Kopf" sei sie in Rilchingen angekommen und "sehr lieb aufgenommen worden". Nach drei Wochen konnte sie wieder ohne Hilfe laufen, nahm zu und freut sich seitdem wieder ihres Lebens. "Die haben mich hier wieder hochgepäppelt. Ich hätte nie gedacht, dass ich ein so schönes Alter erreiche und so viel Liebe bekomme."

Ich hätte keinen besseren Platz finden können.

Mehr Personal - bessere Angebote

Dazu hat auch Simone Ilg beigetragen. Die 46-jährige Ergotherapeutin schaut regelmäßig bei der alten Dame vorbei, längst sind sie per Du. Früher war für solche Einzelbesuche wenig Zeit. Doch seitdem das Erste Pflegestärkungsgesetz 2015 in Kraft getreten ist, profitiert jeder Heimbewohner von mehr Betreuungsleistungen und einem besseren Personalschlüssel. "Fast eine ganze Stelle ist pro Station dazugekommen." Simone Ilg genießt es, sich nun mehr Zeit für ihre Bewohner nehmen zu können.

Durch die personelle Aufstockung sei praktisch "immer jemand für Beschäftigungsangebote da - vormittags, nachmittags und am Wochenende", erläutert Ilg. So sei es auch möglich, "mal an einem Nachmittag einen Bus zu mieten und mit ein paar Bewohnern ein Eis essen zu gehen oder einen Ausflug zu machen". Angebote, die Rosemarie Biehl gerne nutzt - etwa die morgendliche Gymnastikrunde, den wöchentlichen Sitztanz oder das gemeinsame Backen am Mittwochnachmittag. Oft sind es berufliche Quereinsteiger mit Zusatzqualifikationen, die sich voll Engagement um die Bewohner kümmern. So bietet ein Mitarbeiter nun Skatrunden für männliche Bewohner an. 

"Die Bewohner müssen Lachen"

Auch Cathy Kany ist ganz in ihrem Element. Die gelernte Friseurin arbeitet heute als Altentherapeutin. Ihr Spezialgebiet ist die Erinnerungsarbeit. Mit einer auf die Bewohner abgestimmten "Schatzkiste" - einer kleinen Schachtel mit Erinnerungsstücken aus ihrem früheren Leben - macht sie Einzelbesuche. Rosemarie Wild etwa kann sich kaum noch erinnern, dass sie einmal als Friseurin gearbeitet hat. Doch beim Betrachten von Kamm, Rasierer und Schere kommen manche Erinnerungen wieder. Cathy Kany ist mit viel Freude und Humor bei der Sache. Die temperamentvolle 47-Jährige mit den blonden wilden Locken besucht die Senioren gerne als Clownin. "Die Bewohner müssen lachen", ist sie überzeugt. Auch Rosemarie Wild strahlt bald über das ganze Gesicht, als Cathy Kany ihre rote Clownsnase aufsetzt.

Solche maßgeschneiderten Betreuungsangebote in St. Vinzenz sind nur eine Folge des Ersten Pflegestärkungsgesetzes. Auf den Heimleiter und Hausoberen Alfred Klopries kommen noch "größere Veränderungen" zu. Das Zweite Pflegestärkungsgesetz, das zum Jahresanfang in Kraft getreten ist und zum 1. Januar 2017 wirksam wird, bringt wiederum Neuerungen: Durch ein neues Begutachtungsverfahren und die Umstellung von Pflegestufe auf Pflegegrad würden in Zukunft vor allem sehr pflegebedürftige und demenzkranke Menschen stationär betreut, erklärt Klopries. Und auch in Rilchingen wächst der Anteil älterer Menschen, weiß der 55-Jährige. Die meisten von ihnen wollten möglichst lange und selbstbestimmt in ihrem vertrauten Zuhause bleiben.Und darauf stellt sich die Einrichtung ein. Bis 2018 entstehen auf dem Gelände drei bedarfsgerechte Neubauten:ein Haus mit 24 Appartements für Betreutes Wohnen, ein weiteres, das zwei Wohngemeinschaften für jeweils zwölf Senioren vorsieht, und ein Ersatzneubau für das alte Pflegeheim mit dann 90 Plätzen. Im alten Gebäudeteil wird eine teilstationäre Tagespflege aufgebaut.Gleichzeitig werden der ambulante Pflegedienst und der Rollende Mittagstisch ausgebaut. "Durch die Neustrukturierung und Ausweitung wollen wir den Bedürfnissen heutiger Senioren noch mehr entsprechen und die Betreuungs- und Wohnformen so passend wie möglich gestalten", begründet der Heimleiter die nötigen Veränderungen.

Das Pflegestärkungsgesetz ermögliche Senioren bei ihrer Lebensgestaltung eine hohe Flexibilität, freut sich Klopries.Denn wenn doch einmal der Zeitpunkt da ist, dass sie nicht mehr alleine zu Hause zurechtkommen, können sie in das vollstationäre Angebot wechseln. Sowie Rosemarie Biehl, die in St. Vinzenz wieder aufgeblüht ist. Sie ist überzeugt,dass sie keinen besseren Platz für ihren Lebensabend hätte finden können. 

Text: Angelika Prauss | Fotos: Harald Oppitz

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