Viele Deutsche, egal ob Kind oder Erwachsener, haben ihn, viele kennen ihn: Heuschnupfen. Allergisch gegen Heu ist aber niemand, sondern gegen Pollen, winzige Blütenstaubteilchen von Bäumen, Gräsern und Sträuchern. Die Folgen sind eine laufende Nase, tränende und juckende Augen. Was es mit Allergien auf sich hat, erklärt Dr. Andreas Zaruchas aus dem Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn.
Das Immunsystem überprüft bei jedem fremden Stoff, ob es sich um einen Krankheitserreger handelt. Identifiziert es ihn als solchen, setzt sich die Abwehrreaktion in Gang. Irren ist menschlich, und so kann es auch hier zu einer Verwechslung kommen, bei der harmlose Substanzen wie Pollen bekämpft werden. Besteht der Kontakt regelmäßig, bilden sich Antikörper; Mediziner sprechen von einer Sensibilisierung.
Mit einem Bluttest lassen sich IgE-Antikörper nachweisen, also Abwehrstoffe, die der Körper für die Immunabwehr bildet. Danach sondiert der Allergologe Antikörper, die sich gegen eine spezielle Allergenquelle richten, zum Beispiel Birkenpollen. Eine andere Möglichkeit der Diagnose ist der Prick-Test. Dazu tropft der Arzt Extrakte des Allergens auf den Unterarm, um danach die Haut anzupiksen. Der Stoff dringt in die Haut und reagiert mit ihr. Anhand der Größe der Rötungen ist ersichtlich, ob eine Allergie besteht oder nicht. Allein die Tests reichen für eine Diagnose aber nicht aus, nur in Kombination mit einem Arztgespräch ist eine klare Diagnose möglich. Ohne spürbare Reaktion keine Allergie.
Die Symptome lindern Antihistaminika, als Nasenspray und Augentropfen oder in Tablettenform angewendet. Ich rate bei Heuschnupfen eher zu Nasen- und Augentropfen, da die Betroffenen sich von den Tabletten häufig müde fühlen und die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt sein kann. Symptome langfristig unterdrücken kann die Desensibilisierung, weil sich das Immunsystem durch Spritzen mit Allergenextrakt über einen längeren Zeitraum an den Stoff gewöhnt.
Die Ursache für Allergien ist noch nicht endgültig geklärt, Risikofaktoren sind aber identifiziert. So haben nachweislich "Stadtkinder", die in eher sauberer Umgebung aufwachsen, häufiger Allergien als "Landkinder", die mit mehr Erregern in Kontakt kommen. Auch gestillte Kinder leiden weniger unter Allergien. Wer in der Nähe eines Industriegebietes oder einer stark befahrenen Straße wohnt, lebt mit einem größeren Risiko, weil Schadstoffe in der Luft die Mikrostruktur der Pollen verändern und aggressiver machen.
Alter schützt vor Allergie nicht, eine neue Allergie ist jederzeit möglich: Ich zum Beispiel bin 40 Jahre ohne Allergie durchs Leben gegangen, heute kann ich bestimmte Apfelsorten und Nüsse nicht mehr essen. Es wäre nicht unüblich, wenn ich, da ich auf Äpfel und Nüsse reagiere, auch allergisch gegen Birkenpollen wäre. Oftmals reagiert ein Allergiker nicht nur auf eine Sorte von Pollen, sondern auch auf andere derselben Familie, das nennt sich Kreuzallergie.
Das kann ich nicht so genau sagen, da fast zu jeder Jahreszeit Pollen fliegen. Eine Pause haben Allergiker eigentlich nur im Winter, aber durch die leichte Verschiebung der Jahreszeiten in den letzten Jahren verkürzt sich diese. Los geht es im Januar mit Frühblühern wie Hasel und Weide. Wenn Sie wissen, auf was Sie reagieren, vermeiden Sie die Pollen, Pollenflugvorhersagen helfen. Ansonsten Haare vor dem Schlafen waschen, Alltagskleider nicht im Schlafzimmer lagern und Wäsche im Haus trocknen.
Die App liefert standortbasierte Pollen- und Luftqualitätsdaten und steht zum kostenlosen Download für die Betriebssysteme iOS und Android in den entsprechenden Stores zur Verfügung.