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28.03.2019 / aktualisiert 17.12.2020

Aus dem Dunkel zurück ins Licht

Karsten Peter ist seit mehreren Wochen Patient in der Psychosomatischen Tagesklinik. Das Problem des Mittvierzigers sitzt tief: Chronische familiäre Konflikte, die mit der Zeit dazu führten, dass sein Leben zuletzt von Traurigkeit, Schuldgefühlen und sozialer Isolation geprägt war. Sein Körper reagierte auf die psychischen Probleme mit Herzrasen, Bluthochdruck, Atemnot, Schwindel, Kopfschmerzen, muskulären Verspannungen, Heißhungeranfällen und Energielosigkeit.

Es ist zehn Uhr morgens im Sprechzimmer von Dr. Ovidiu Petria, Oberarzt der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie Leiter der Psychosomatischen Tagesklinik des Krankenhauses Tauberbischofsheim. Es klopft an der Tür. Ein Mann Mitte 40 betritt das Zimmer. Er lächelt und ergreift offen das Wort. Karsten Peter* berichtet Dr. Petria von seinen gestrigen Erlebnissen, davon, dass er sich zunehmend besser fühlt, langsam wieder zu sich findet und den Entschluss gefasst hat, ein Probetraining im heimischen Boxverein zu vereinbaren.

Etwas, das vor fünf Wochen für ihn noch undenkbar gewesen wäre. Da nämlich befand er sich an einem Tiefpunkt. Ein Ausweg aus eigener Kraft erschien ihm damals nicht mehr möglich. Denn Karsten Peter litt an einer schweren Depression mit ausgeprägten psychosomatischen Beschwerden, die seinen Alltag über Monate bestimmten. Hervorgerufen wurde die Erkrankung durch ungelöste familiäre Konflikte, die ihn schon viele Jahre begleiten und zu einem ständigen Auf und Ab in seinem Leben führten. "Irgendwann hatte ich keinen Elan mehr. Ich aß aus Frust und ging nur noch nach draußen, wenn es sich wirklich nicht vermeiden ließ. Früher war ich immer ein sehr aktiver und sportlicher Mensch. Doch ich bin immer tiefer gefallen. So tief, dass ich mich zuletzt nicht mal unter der Dusche aufrecht halten konnte", beschreibt er seine Erlebnisse. Tatsächlich reagierte sein Körper unter dem psychischen Druck mit zahlreichen hartnäckigen Beschwerden sowohl im Bereich des Herz-Kreislauf-Systems als auch von Seiten des Bewegungsapparates, was ihn schließlich veranlasste, die Notbremse zu ziehen und sich Hilfe zu suchen.

Diese Hilfe hat er jetzt in der Psychosomatischen Tagesklinik des Krankenhauses Tauberbischofsheim gefunden. Eine Depression mit körperlichen Symptomen, wie bei Karsten Peter, zählt hier zu den typischen Behandlungsgebieten. Aber auch Patienten mit anderen affektiven Störungen sowie mit Angsterkrankungen, Zwangsstörungen, Essstörungen, somatoformen Störungen inklusive chronischen Schmerzsyndromen, Traumafolgestörungen sowie Persönlichkeitsstörungen können hier umfassend behandelt werden.

Der Schwerpunkt liege auf der Gesprächstherapie, sagt Oberarzt Dr. Ovidiu Petria.

Bedarf ist hoch

Seit nunmehr einem Jahr gibt es dieses teilstationäre Angebot in der Abteilung für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Krankenhauses Tauberbischofsheim. Die sechs Plätze sind seit Start der Tagesklinik voll belegt. "Uns war es wichtig, als Ergänzung zu unserer stationären psychosomatischen Behandlung, in der wir akute Fälle behandeln, ein zusätzliches abgestuftes Angebot zu schaffen, indem wir Patienten, die sich nicht in einer akut bedrohlichen Lage befinden, eine Therapie anbieten können, die auf ihre individuellen Bedürfnisse optimal zugeschnitten ist. Und dass wir mit diesem Konzept eine Lücke füllen, wird mit dem Blick auf die Belegungszahlen seit Gründung deutlich", erklärt Dr. Mathias Jähnel, Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Mit der Psychosomatischen Tagesklinik bilde man nun das gesamte Angebot an klinischen Therapiemaßnahmen auf dem Gebiet der Psychiatrie, Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie ab. Alles finde nun "unter einem Dach" statt. Auch für das Therapeutenteam des Krankenhauses bedeute das eine Perspektivenerweiterung.

"Die Psychosomatische Tagesklinik war eine notwendige Erweiterung des Versorgungsangebots für psychisch und psychosomatisch Kranke, wenn für das Erreichen des Behandlungszieles eine stationäre Behandlung nicht erforderlich, eine ambulante Behandlung aber nicht ausreichend ist. Die Tagesklinik ermöglicht den Patienten den Bezug zum sozialen Umfeld und erleichtert im Sinne eines Übergangssettings die Rückkehr in den familiären und beruflichen Alltag", ergänzt Oberarzt Dr. Petria.

Vielfältiges Therapieangebot

Die Behandlung erfolgt im Rahmen eines multimodalen Therapiekonzeptes mit gesprächsorientierten, gestalterischen und körperorientierten Elementen im Einzel- und Gruppensetting. Der individuelle Therapieplan wird von dem betreuenden Psychotherapeuten zusammen mit dem Patienten erstellt, dabei werden die persönlichen Wünsche und Bedürfnisse des Patienten berücksichtigt. Die theoretische Orientierung beinhaltet psychodynamische, verhaltenstherapeutische und traumaspezifische Ansätze.

Morgens um acht Uhr startet für die Patienten der Tag in der Psychosomatischen Tagesklinik. Bis 16.30 Uhr nehmen die Patienten an verschiedensten therapeutischen Aktivitäten teil. Jeder Patient hat einen festen Ansprechpartner aus dem Therapeutenteam, der ihn als stützender Pfeiler den ganzen Aufenthalt begleitet. Der Schwerpunkt der Behandlung liegt auf der Gesprächstherapie, die hauptsächlich in intensiven Einzel- sowie Gruppengesprächen stattfindet. Gerne werden die Angehörigen in die Therapie miteinbezogen (Paar- und Familiengespräche). Emotionales Kompetenztraining, Achtsamkeits- und Imaginationstraining, Gestaltungstherapie, Körperwahrnehmung, Entspannungsverfahren, meditatives Tanzen, Genusstraining, indikative Gruppen, zum Beispiel Skillstraining, Lichttherapie sowie Sporttherapie runden das Angebot ab. Die Behandlung zielt auf eine bestmögliche Besserung des psychischen und körperlichen Wohlbefindens sowie eine rasche soziale Reintegration.

Wieder zuversichtlich

Die Behandlung in der Psychosomatischen Tagesklinik hat Karsten Peter sehr geholfen. Die körperlichen Symptome seiner psychischen Grunderkrankung sind mittlerweile komplett verschwunden. Dank der Therapie kann er wieder lachen und ist zuversichtlich. Das bestätigt auch Dr. Petria im Gespräch: "Herr Peter war bereit, offen über seine Probleme zu sprechen und sich auf eine therapeutische Beziehung einzulassen, in der positive Erfahrungen im Hinblick auf Grundbedürfnisse wie Kontrolle, verlässliche Geborgenheit und Unterstützung möglich waren. Es ist wichtig, sowohl die somatische Denkweise als auch die psychische Komponente und die sozialen Aspekte der Krankheit zu berücksichtigen und in das Behandlungskonzept miteinzuschließen. Eine wirklich erfreuliche Entwicklung." Aus diesem Grund freut sich der Oberarzt auch über Peters Wunsch, ein Probetraining im heimischen Boxverein zu vereinbaren, was vor wenigen Wochen undenkbar gewesen wäre. "Sie sind auf dem richtigen Weg - weiter so", bestärkt er Karsten Peter.

*Name von Redaktion geändert

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