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19.06.2019 / aktualisiert 18.12.2020

Prävention hoch drei

Das Gesundheitszentrum am Gemeinschaftskrankenhaus Bonn vereint seit mehr als einem Jahr drei Ambulanzen unter einem Dach: die Diabetes-, Schmerz- und Präventionsambulanz. Von dieser Bündelung profitieren die Patienten. Erkrankungen können leichter entdeckt sowie Therapien besser abgestimmt werden.

Die Vorteile für die Patienten: eine effektivere Behandlung und kürzere Wege, sagt Dr. Markus Menzen.

Wir trauern um Dr. Markus Menzen, der am 15. Dezember 2023 verstarb.

Barfuß steht Erika Walker auf einer Waage, die zur sogenannten bioelektrischen Impedanzanalyse eingesetzt wird. Was sich hinter dem Fachbegriff verbirgt: Diese Waage misst nicht nur das Gewicht, sondern auch den Anteil an Körperfett und Muskelmasse im Körper. Als die Werte auf dem Digitaldisplay aufleuchten, erklärt ihr Dr. Markus Menzen: "Die Werte sind in Ordnung. Aber achten Sie bitte auf Ihre Ernährung!" Sie erwidert mit einem Lächeln: "Herr Doktor, als gelernte Köchin kenne mich mit Essen aus, nur das Umsetzen ist manchmal schwer." Beispielsweise, wenn abends der Heißhunger sie überkomme und sie sich noch etwas zum Naschen hole. 

Die 63-Jährige ist seit rund 15 Jahren an Diabetes Typ 2 erkrankt, seit fünf Jahren wird sie von Dr. Menzen behandelt. Auch wenn es ihr davon abgesehen körperlich gut geht, gehört sie zu einer gefährdeten Patientengruppe, erläutert der Chefarzt der Inneren Medizin und Diabetologe im Gemeinschaftskrankenhaus Bonn. "Diabetes ist ein klassischer Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall." Damit es erst gar nicht so weit kommt, können sich Patienten wie Erika Walker im neuen Gesundheitszentrum am Gemeinschaftskrankenhaus Bonn gründlich durchchecken lassen.

Zusammenarbeit mit Sinn

Schon länger sind im Gebäude II des Hauses St. Petrus an der Poppelsdorfer Allee im Zentrum Bonns die Diabetesambulanz und die Schmerzambulanz beheimatet. Seit rund einem Jahr bietet die Präventionsambulanz vorsorgende Untersuchungen an. Erkrankungen wie Krebs, Diabetes, Schlaganfall und Herzinfarkt soll so vorgebeugt werden. Damit befinden sich nun drei Ambulanzen unter einem Dach und auf demselben Stockwerk: die Diabetes-, die Schmerz und die Präventionsambulanz. 

Die Nähe ermöglicht eine gute Zusammenarbeit zwischen den behandelnden Ärzten und den Austausch von Fachkräften wie Ernährungsberatern oder speziell ausgebildeten Pflegern. Insbesondere die Patienten profitieren davon."Wir bündeln Kompetenzen, damit wir Patienten noch effektiver behandeln und Erkrankungen frühzeitig entdecken können", erklärt Dr. Menzen. Außerdem werden die Wege für die Patienten kürzer.

Dr. Markus Menzen, Chefarzt der Diabetologie, rät zur Vorsorge, denn zu oft werde
Diabetes nur zufällig entdeckt.

Diabetes zufällig entdeckt

Wie das Zusammenspiel funktioniert, lässt sich anhand von Diabeteserkrankungen gut erklären. Diabetes mellitus gehört zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland, nach Schätzungen sind rund sieben Millionen Menschen betroffen. Die Dunkelziffer ist hoch, da die Anfänge der Erkrankung oft symptomfrei verlaufen.

Auch bei Erika Walker wurde die Erkrankung zufällig entdeckt, als ihr im Krankenhaus Gallensteine entfernt wurden. Überrascht war sie nicht. "Meine Mutter und meine Großmutter hatten beide Diabetes. Das ist Veranlagung - süße Frauen eben", sagt sie mit einem Lachen. Den Humor hat sie nicht verloren. "Ich habe schon einiges erlebt, Diabetes ärgert mich nicht", so Walker. Aus Kasachstan eingewandert, hat sie sich hier in Deutschland ein neues Leben aufgebaut und unter anderem als Köchin in Kantinen gearbeitet. Regelmäßig wird im Gesundheitszentrum der Verlauf ihrer Diabeteserkrankung untersucht. 

Eine nicht behandelte Erkrankung ist gefährlich, da Diabetes erhebliche Folgeschäden nach sich ziehen kann, vor allem durch den erhöhten Blutzuckerspiegel, an dem sowohl Patienten des Typ 1 als auch des Typ 2 leiden. "Der erhöhte Blutzuckerspiegel schädigt langfristig Blutgefäße und Nerven", erklärt Menzen. Bei Nervenstörungen leiden die Patienten häufig unter starken Schmerzen. "Wenn die herkömmliche Schmerztherapie nicht ausreicht, überweise ich sie an meine Kolleginnen von der Schmerzambulanz", so Dr. Menzen.

Hilfe bei chronischen Schmerzen

Die Schmerzambulanz hat die einzige stationäre Schmerztherapiestation in Bonn. Hier werden vor allem Patienten mit chronischen Schmerzen behandelt. "Wir sprechen vom chronischen Schmerz, wenn er mindestens drei Monate besteht", sagt Dr. Gabriele Tilz, Fachärztin für Anästhesie und spezielle Schmerztherapie, und fügt hinzu: "Viele unserer Patienten haben allerdings schon sehr viel länger - manche seit Jahren - Schmerzen und haben schon eine Vielzahl von Ärzten aufgesucht." 

Die Mehrzahl der Patienten kommt aufgrund von Rückenbeschwerden, doch auch viele Diabeteserkrankte suchen die Schmerzambulanz auf. "Bei der sogenannten Polyneuropathie spüren die Betroffenen stechende und brennende Schmerzen vor allem an den Fußsohlen, an den Füßen oder an den Händen", erklärt Dr. Tilz. Auch Taubheitsgefühle können auftreten. Die Ursache: Durch den Diabetes sind die Nerven so geschädigt, dass die Empfindungen gestört sind.

Dr. Gabriele Tilz leitet die Schmerzambulanz. Wer unter chronischen Schmerzen leidet, findet hier Hilfe.

Chili-Pflaster helfen

"Bei solchen Schmerzen helfen herkömmliche Schmerzmittel nicht, wir setzen spezielle Medikamente ein, die bei Nervenstörungen helfen", so die Fachärztin. Wenn selbst diese wenig Linderung verschaffen, dann kommen sogenannte Chili-Pflaster zum Einsatz. Capsaicin - der Stoff, der Chilischoten ihre Schärfe verleiht - reizt die Schmerzrezeptoren und ist dabei so hochkonzentriert, dass das Pflaster maximal für eine Stunde alle drei Monate angewendet werden darf. Neben Medikamenten und natürlichen Stoffen helfen Physiotherapie, psychologische Betreuung, Akupunktur und Entspannungsübungen. "Chronische Schmerzen haben häufig auch psychologische Ursachen. Hier muss der Mensch in seiner Gesamtheit betrachtet werden", betont Dr. Tilz. 

Erika Walker hat Glück: Sie hat keine chronischen Schmerzen und muss die Schmerzambulanz nicht aufsuchen. In der neu hinzugekommenen Präventionsambulanz wird sie allerdings untersucht. Präventiv soll so Erkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt vorgebeugt werden.

Krankheiten vorbeugen

Das ist gerade für Diabetespatienten wichtig. Denn erhöhte Blutzuckerwerte schädigen langfristig die Innenschicht der Blutgefäße, und so können sich Blutplättchen an den Rissen anlagern und gerinnen. Ein solches Gerinnsel kann überall im Körper zu einem Gefäßverschluss führen. Beim Typ-2-Diabetes ist das Schlaganfallrisiko zwei- bis viermal erhöht, und mindestens 20 Prozent aller Schlaganfallpatienten in Deutschland sind zuckerkrank. Doch von diesen Zahlen müssen sich Betroffene oder Angehörige nicht entmutigen lassen. 

"Viele Erkrankungen lassen sich schon im Frühstadium seht gut diagnostizieren", erklärt Dr. Miriam Hepner-Textor, Leiterin der Präventionsambulanz und Fachärztin für Angiologie. Die Gefäßspezialistin hat eine Ultraschall-Ausbildung und kann mithilfe modernster Technik schon kleine Gerinnsel früh erkennen. Diese können dann zeitig und gezielt bekämpft werden.

Doch in der Präventionsambulanz geht es nicht nur um die Entdeckung möglicher Krankheiten, sondern ganz generell um Vorsorge und die Frage, wie der eigene Gesundheitszustand erhalten oder verbessert werden kann. "Wir decken individuelle Gesundheitsrisiken auf, bevor diese zu Erkrankungen führen", so Dr. Hepner-Textor. Die Präventionsambulanz ist somit eine Anlaufstelle für Menschen, die sich zwar gesund fühlen, aber sich gründlich durchchecken lassen wollen.

Chronische Schmerzen haben häufig auch psychologische Ursachen. Hier muss der Mensch in seiner Gesamtheit betrachtet werden. – Dr. Gabriele Tilz

Gesundheit fördern

Doch wie läuft das ab? Zu Beginn jedes Check-ups führt die Ärztin ein ausführliches Gespräch über bereits bekannte Erkrankungen oder bestehende Symptome, die auf mögliche Krankheiten hindeuten können. Nach einer klinischen Untersuchung wird dann ein Risikoprofil des Patienten erstellt. Es folgen je nach individuellem Profil Laboruntersuchungen, EKG, Ultraschall oder weiterführende Diagnostik. "Wenn wir dort Erkrankungen entdecken, überweisen wir den Patienten an Spezialisten", erklärt die Ärztin. 

Bei kleineren Auffälligkeiten beispielsweise des Blutbildes informiert die Ärztin über mögliche Maßnahmen. Zudem geben Experten Tipps zu einer gesünderen Ernährung oder zu körperlichen Aktivitäten, die Krankheiten vorbeugen sollen. "Prävention ist immer besser als eine spätere Behandlung", erklärt Dr. Hepner-Textor. Menschen sollten daher nicht erst zum Arzt, wenn sie Schmerzen haben, sondern regelmäßig zur Kontrolle kommen. 

So wie Erika Walker. Und auch wenn es schwerfällt, will sie häufiger die Süßigkeiten weglassen.

Kleinste Gerinnsel können durch Ultraschall frühzeitig entdeckt und behandelt werden.

Text: Joris Hielscher | Fotos: André Loessel

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