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21.03.2019 / aktualisiert 17.12.2020

Es muss nicht immer ein Medikament sein

Wenn wir krank sind, fragen wir oftmals Oma oder Mama um Rat. Sie haben meistens einen Vorschlag,  durch den wir uns besser fühlen. Auch im Krankenhaus muss es nicht immer ein Medikament sein. Viele komplementärmedizinische Therapien ergänzen die Behandlung und schaffen Linderung, indem sie Körper, Seele und Geist einbeziehen. Vier Experten stellen verschiedene Methoden vor.

Bei Diagnose Krebs sofort mit Sport beginnen

Dr. Edgar Hartung, Leitender Oberarzt sowie Leiter des Onkologischen Zentrums Tauberfranken, empfiehlt seinen Patienten Sport, um die Nebenwirkungen einer Chemotherapie zu mindern.

"Körperliche Aktivität lässt uns besser leben, wir fühlen uns wohler, die Stimmung hebt sich und das wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus - diese Nachricht ist längst bekannt. Nun belegen wissenschaftliche Untersuchungen, dass Sport sich gerade auch bei Krebspatienten positiv auswirken kann. Grundlage dafür sind die positiven Zusammenhänge zwischen körperlicher Aktivität, Immunsystem, Zellschutz und Körperfettanteil. Sport mindert bei vielen Tumorarten die Ausbreitung des Tumors und kann Komplikationen und Nebenwirkungen der Krebstherapie mildern oder verhindern. Dazu gehören Depression, Verstimmung, Angst oder Wut. Nach einer Ganzkörperbestrahlung ist es sinnvoll, zwei bis drei Tage mit dem Sport auszusetzen, da der Körper ohnehin geschwächt ist. Auch an Chemotherapie-Tagen sollte man sich schonen. Ansonsten gilt aber: Mehr ist mehr!

Sport ist gesund, das wissen wir alle, dass er auch vor Krebs schützen kann, setzt sich jetzt zunehmend in der Öffentlichkeit durch: Ein körperlich aktiver Lebensstil kann das Risiko der Erkrankung an bestimmten Krebsformen senken. So erkranken körperlich Aktive statistisch gesehen seltener an Dickdarmkrebs als der Durchschnitt. Aktuelle Studien belegen auch einen Zusammenhang in Bezug auf Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs sowie Tumoren der Lunge, Bauchspeicheldrüse und Prostata. Das Risiko für Frauen mit wenig Bewegung und großem Übergewicht, nach der Menopause an Brust- oder Darmkrebs zu erkranken, ist um 40 Prozent höher. Provokant formuliert, ist Sport somit ein "Medikament", das häufig noch unterdosiert wird! Als logischen Schluss empfehle ich daher regelmäßige Bewegung - mindestens dreimal pro Woche für 45 Minuten. Eine bestimmte Sportart muss es nicht sein, am besten das, was Spaß macht. Auch den Alltag können Sie aktiver gestalten, nehmen Sie beispielsweise die Treppe statt den Aufzug. Einfach in Bewegung bleiben."

Misteltherapie aktiviert Abwehrkräfte

Annette Gudewill, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe am Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim, berät ihre Brustkrebspatientinnen zu immunstimulierenden Therapien wie der Misteltherapie.

"Viele kennen die Mistel nur von Weihnachten, aber gerade in der Medizin ist sie in den letzten Jahren populär geworden. Wie neuere Studien belegen, lindert die Misteltherapie Nebenwirkungen der Chemotherapie wie Fatigue, Übelkeit sowie Erbrechen, stimuliert das Immunsystem und trägt damit zu einem stärkeren Wohlbefinden bei. Da verwundert es wenig, dass die Misteltherapie zu dem bekanntesten und am häufigsten angewendeten komplementären Verfahren in der Behandlung von Krebspatienten geworden ist. Auch im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim beraten wir Patientinnen zur Misteltherapie, gerade bei unseren Brustkrebspatientinnen haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Bei Krankheiten, die das Immunsystem betreffen, wie Leukämie, kommt die Anwendung nicht in Frage. Bevor Sie also mit einer Misteltherapie starten, ist ein Arztgespräch nötig.

In der Mistel finden sich unterschiedliche Stoffe, die Reaktionen im Körper hervorrufen: In den jungen Blättern und Trieben sind Viskotoxine enthalten, eiweißhaltige Stoffe, die das Immunsystem anregen, also die Aktivität der T-Zellen. Mistellektine sind zuckerhaltige Proteine, die sich in den älteren Stängeln der Mistel finden. Sie regen die Produktion von Killerzellen an, welche durch die Krankheit veränderte Zellen erkennen und zerstören.

Die unter die Haut gespritzten Präparate bestehen aus dem mit Wasser verdünnten Saft weißbeeriger Misteln. Dosierung, Häufigkeit und Dauer der Anwendung hängen vom Mistelpräparat ab - entweder konstant die gleiche Dosierung oder eine allmähliche Steigerung. Da die Mistel die körpereigene Abwehr stimuliert, sind grippeähnliche Beschwerden typisch, wenige Tage nach der Spritze verschwinden sie aber von selbst."

Schmerzen bekämpfen mit Düften und Essenzen

Im Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn sowie im St. Marien-Hospital Marsberg führte die Gesundheits- und Sozialmanagerin Eveline Löseke auf den Intensivstationen die Aromatherapie ein. 

"Ich schule meine Mitarbeiter regelmäßig, damit sie Aromen und Düfte im Stationsalltag gezielt einsetzen können. Vor allem in der Behandlung von schwerstkranken und sterbenden Menschen habe ich gute Erfahrungen mit der Aromapflege gemacht: Düfte und Aromen stärken das Wohlbefinden und unterstützen die Hautpflege. Eukalyptusöl mit Ethanol gemischt und als Raumspray verwendet, reinigt die Atemwege und der Patient fühlt sich durch den angenehmen Duft wohler. Das ist vergleichbar mit dem Gefühl, wenn man an einem Strauß Blumen riecht - danach fühlt man sich viel ruhiger und entspannter

Wird der Stoff inhaliert, gelangt er über die Nase in die Lungen, wo er seine Wirkung entfaltet - zum Beispiel regt er die Schleimproduktion an, weitet die Lungenbläschen oder desinfiziert. Auch auf der Haut aufgetragen, unterstützen ätherische Öle die Genesung, durch ihre fettlöslichen Eigenschaften gelangen sie rasch in Blutkreislauf und Organe. Schon die Berührung bei der Massage hat eine beruhigende Wirkung.

Welches Mittel ich bei den Patienten anwende, ist abhängig vom Krankheitsbild. Antiseptisch wirken Basilikum, Bergamotte, Estragon, Eukalyptus, Lavendel, Thymian, Zimt und Zitrone. Ist ein Patient unruhig, setzen wir Anis, Lavendel, Melisse und Zitrone ein. Besonders geeignet für Intensivpatienten sind Fenchel, Majoran, Thymian und Rosmarin, weil sie schleimlösend wirken. Eine nachgewiesene antibiotische Wirkung haben beispielsweise Teebaumöl, Gewürznelkenöl und Basilikumöl.

Hals-, Brust- und Wadenwickel helfen bei Fieber und Erkältungskrankheiten. Für einen fiebersenkenden Wickel gibt man drei bis fünf Tropfen Pfefferminz-, Teebaum-, Zitronen- oder Eukalyptusöl auf einen Liter Wasser. Den Wickel darin tränken und auswringen. Danach das feuchte Tuch um die Waden wickeln und erneuern, wenn es warm geworden ist. Den Vorgang so lange wiederholen, bis das Fieber gesunken ist. Den Erkrankten nicht alleine lassen, denn die Wickel können sich auf den Kreislauf auswirken. Dies sind nur einige Beispiele, denn die  naturheilkundlichen Anwendungen eröffnen unendlich viele Möglichkeiten."

Entspannung kann man trainieren

Ute Michelbach, die Teamleiterin der Physikalischen Therapie im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim, setzt auf Entspannungstechniken, um ihren Patienten die psychischen und physischen Belastungen zu nehmen.

"Innere Unruhe, Nervosität und Angst sind Gefühle, die viele Krebspatienten kennen. Belastend kommen Müdigkeit, Abgeschlagenheit, körperliche Verspannungen sowie Anspannung während und nach einer Krebstherapie hinzu. Deswegen raten wir unseren Patienten zu Entspannungsverfahren. Sie helfen, Verspannungen zu lösen, mildern Ängste und stärken die eigenen Kräfte. Hilfreich sind sie auch bei Schlafstörungen und körperlichen Beschwerden - das stelle ich in der Praxis immer wieder fest.

Das Schöne an den Entspannungstechniken ist, dass sie jederzeit anwendbar sind, egal ob im Alltag oder während der Chemotherapie. Entspannung will gelernt sein, daher empfehle ich Anfängern einen Kurs. Oft bieten  psychoonkologen Entspannungskurse im Rahmen einer Krebstherapie an. Zu den Techniken zählen unter anderem progressive Muskelentspannung (PME), autogenes Training und Meditation. Sie entspannen den Körper durch neuronale Effekte: Der Ruhenerv wird aktiviert und gleichzeitig wird der Sympathikus gehemmt, der leistungssteigernde Impulse an die Organe sendet

Bei der PME wird über Muskelkontrolle der ganze Körper entspannt. Dazu einzelne Muskelgruppen anspannen, Spannung einige Sekunden halten, um dann die Körperpartien wieder zu entspannen. Auf diese Weise wird der Körper schrittweise gelockert und entspannt. PME ist leicht zu lernen, erste Ergebnisse lassen sich schnell feststellen und auch Fortschritte sind rasch spürbar.

Das autogene Training geht über die körperliche Entspannung hinaus und will über das Training einen Zustand innerer Ruhe und Gelassenheit erreichen. Dies ist vergleichbar mit einer Selbsthypnose, da man äußere Reize ausblendet und sich selbst in einen Zustand der Ruhe versetzt. Dies zu erlernen, benötigt etwas Zeit, lohnt sich aber, weil das Nervensystem von Spannung auf Entspannung schaltet. Viele Krebspatienten vertragen so die Nebenwirkungen der Chemotherapie besser. Dies sind nur zwei Entspannungstechniken, es gibt noch andere. Generell geht es darum, etwas zu tun, was einem gut tut, was man mag und gerne macht."

Bilder links: istockphoto

 
 

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