Entschieden
für Menschen - im zurückliegenden Jahr hat die BBT-Gruppe unter diesem Leitwort
an den 200. Geburtstag Peter Friedhofens erinnert und diesen unter anderem bei
einem großen Fest mit den Mitarbeitenden im Sommer gefeiert. Die Erinnerung an
den Ursprung des Auftrags in der Lebensgeschichte von Peter Friedhofen wurde an
vielen Orten verbunden mit der Vergewisserung des Auftrags: Was bedeutet es
heute in der BBT-Gruppe, entschieden für Menschen zu sein, entschieden für sie
einzutreten? Das ereignisreiche Jahr wurde mit einem Neujahrsempfang am 17.
Januar 2020 unter dem Leitwort "Entschieden für Menschen - der Auftrag für die
Zukunft" abgeschlossen.
Passend zum
Jubiläumsjahr fand der Empfang im
Gästehaus der Barmherzigen Brüder in Trier statt, nur wenige Schritte entfernt
von der Maria-Hilf Kapelle, in der die sterblichen Überreste von Peter
Friedhofen liegen. 150 Gäste, darunter Mitarbeitende und Ordensmitglieder der
Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf, feierten den Abschluss des Jahres gemeinsam.
Begrüßt wurden sie von Dr. Albert-Peter Rethmann, Sprecher der BBT-Geschäftsführung.
Er ließ das vergangene Jahr Revue passieren. Es sei deutlich geworden, wie
reich das Erbe ist, mit dem die BBT-Gruppe heute in der Gesellschaft präsent
ist. Das Erbe Peter Friedhofens solle jedoch nicht nur weitergetragen werden,
vielmehr ginge es darum, den Auftrag weiterzuentwickeln und gut zu verwalten.
Neben dem
Jubiläumsjahr habe es natürlich auch andere Ereignisse gegeben, die alle
Mitarbeitenden bereichert und gefordert hätten. "Wir haben uns mit den
Einrichtungen im Hohenlohe-Kreis auf den Weg gemacht, die uns vor erhebliche
Herausforderungen gestellt haben, vor allem bei dem Zusammenlegung der beiden
Krankenhausstandorte in Künzelsau und Öhringen", erklärte Dr. Rethmann mit
Blick auf das vergangene Jahr.
"Seit Januar
2019 ist es nicht mehr nur unser Erbe, das wir nach bestem Wissen und Gewissen
verwalten - die Vinzentinerinnen gaben uns das Theresienkrankenhaus und die
St.Hedwig-Klinik mit dem Vertrauen, dass wir es in ihrem Sinne weiterentwickeln.
Diese Aufgabe nehmen wir sehr ernst", berichtet der Geschäftsführer von den
Entwicklungen in Mannheim. Außerdem sei das Diakonissenkrankenhaus in Mannheim
seit Dezember Teil der Gruppe. So könne man in Zukunft für die Menschen in der
Region eine gut abgestimmte und hochwertige Versorgung sicherstellen.
Nicht nur in
den neuen Einrichtungen sei viel passiert, so konnte zum Beispiel bei den
Barmherzigen Brüdern Rilchingen das neugebaute Seniorenzentrum St. Oranna
bezogen werden. "Die Verantwortung für das Erbe Peter Friedhofens lässt uns
nicht stehenbleiben. Sie fordert uns und hält uns lebendig", forderte Dr.
Rethman die Anwesenden zur Flexibilität auf. Dazu gehöre auch die
Zusammenarbeit mit der Caritas, die sich in einer zunehmend säkularisierten Welt,
in einem Spannungsfeld aus Auftrag, Anspruch
und Wirtschaftlichkeit, ebenfalls der Frage nach der Glaubwürdigkeit stellen
müsse.
Deshalb hatte
die BBT-Gruppe Professor Dr. Georg Cremer, Generalsekretär des Deutschen
Caritasverbandes e. V. von 2000
bis Juni 2017, um einen Festvortrag zum Thema "Entschieden für Menschen -
glaubwürdig handeln in säkularem Umfeld" gebeten. Der Vortrag, der die rein
persönliche Haltung des Redners widerspiegelte, stellte die Themen
Glaubwürdigkeit und Identität christlicher Akteure im Gesundheits- und Sozialmarkt
in einen breiten Kontext und gab den Zuhörern zahlreiche Impulse und
Denkanstöße. "Das Umfeld der Caritas hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant
verändert. Für viele ist Religion in ihrem Alltag nicht mehr relevant, doch das
muss uns nicht mutlos hinterlassen. Auch eine Kirche die kleiner wird, kann
glaubwürdig und wirkmächtig handeln", machte Professor Cremer den Anwesenden
Mut.
Man könne
sich von der Vorstellung verabschieden, sich unbedingt von anderen abgrenzen zu
müssen. "Entscheidend ist eher die Frage: Werden wir unserem Auftrag gerecht?
Wir müssen unsere Identität nicht darin fundieren, besser zu sein als andere.
Wenn wir das verstanden haben, wird Raum geschaffen für die Zusammenarbeit von
Christen untereinander und mit allen Menschen guten Willens", verdeutlichte
Cremer seine Ansicht.
Ansonsten
müsse man sich die Frage stellen, ob eine Einrichtung per Definition nur dann
eine katholische Einrichtung sei, wenn die Mehrheit der Mitarbeitenden den
kirchlichen Auftrag als Teil ihrer persönlichen Glaubensgeschichte begriffen. "Diese
Frage kann ich nur mit einem klaren Nein beantworten. Der Dienst am Menschen
ist das beste Zeugnis für den Gott, an den wir glauben und der uns zur Liebe antreibt.
Eine kirchliche Einrichtung kann also viele verschiedene religiöse Einstellungen
und Ansichten in sich integrieren und trotzdem glaubwürdig caritativ handeln",
bezog sich Professor Cremer auf die heutige Vielfalt in den Einrichtungen der
Caritas und der BBT-Gruppe.
"Auch wenn
wir diese Offenheit haben, ist noch lange nicht gesagt, dass wir die
Mitarbeitenden, die wir brauchen, auch gewinnen können", warnte der ehemalige
Vorsitzende der Caritas. Zu geschädigt sei das Bild der Kirche und der Caritas
durch den Missbrauchsskandal oder auch die Kündigung von wiederverheiratet
Geschiedenen. In Bezug auf den letzten Punkt habe es Veränderungen gegeben,
trotzdem sei das Bild nicht aus den Köpfen verschwunden. "Nur wenn wir zu einem
reflektierten Umgang mit diesen Fragestellung finden, können wir das Bild
wieder ändern", beschrieb er seine Gedanken zu dem Thema.
Zu einem
glaubwürdigen Handeln unter kritischer Beobachtung zähle auch ein verantwortlicher
Umgang mit Ressourcen, der ab und zu unternehmerische Entscheidungen erforderlich
mache, die nicht unbedingt in das Bild der Öffentlichkeit passten. Hier sei ein
Spannungsfeld zwischen moralischer Erwartung und wirtschaftlichem Anspruch
festzustellen: Arbeiten Träger nicht wirtschaftlich, werden sie kritisiert.
Treffen sie Entscheidungen, um dem entgegenzuwirken, können sie ebenfalls mit
Kritik rechnen. Des Weiteren riet Cremer zu einem Ausgleich zwischen Leistungen
im Rahmen öffentlicher Refinanzierung und Hilfen für Menschen am Rande der
Gesellschaft. "Wir müssen uns selbst als Akteure im politischen Diskurs
begreifen. Wir sind die Stimme für Menschen, die selbst keine Stimme haben -
wie Peter Friedhofen es schon im 19. Jahrhundert war", schloss Professor Cremer
seinen Vortrag.
"Professor
Cremer hat uns gerade eindrucksvoll klar gemacht, dass die Kirche, die Caritas
und alle dazugehörigen Organisationen ihr Bild von sich überarbeiten und
nachschärfen müssen. Auch bei uns entstand im Jubiläumsjahr ein neues Bild -
ein Graffiti von Peter Friedhofen", berichtete im Anschluss Dr. Peter-Felix
Ruelius, Leiter des Zentralbereichs christliche Unternehmenskultur und Ethik. Zunächst
sei diese Idee mit einem Stirnrunzeln aufgenommen worden, beschreibt Dr. Ruelius
die Skepsis auf den Gesichtern des Teams, das das Jubiläumsjahr mit seinen
Veranstaltungen vorbereitete. Nach einiger Überlegung sei man aber zu dem
Entschluss gekommen: "Ja, warum denn nicht? Wenn Peter Friedhofen ins Jahr 2019
gehört, dann gehören auch die Ausdrucksformen unserer Zeit dazu." Nach mehreren
Runden hätte sich das Team für einen Entwurf entschieden: Ein Peter Friedhofen
mit offenem Blick, kraftvoll, entschlossen und liebenswert. Fast habe man das
Gefühl, dass er uns anspreche, so
präsent sei er. Dazu ein Habit, der unfertig, skizzenhaft, eben wie ein Entwurf
erscheine. Genau darin liege das Symbol, das dieses Bild ausmache. Es sei eben
nicht DAS neue Bild von Peter Friedhofen, sondern ein Eindruck unserer
Vorstellung von ihm, so Ruelius. "Es liegen viele Schichten zwischen diesem
Peter Friedhofen und dem Peter Friedhofen des Ursprungs. Jede Zeit hat ihre
eigenen Vorstellungen, Erwartungen und Wünsche. Deswegen kann dieser Entwurf
von Peter Friedhofen nur eine Momentaufnahme unserer Zeit sein, die unsere
eigenen Ideen und unsere Stimmung transportiert", beschrieb er das Graffiti.
Unser Auftrag sei ebenso wenig in Stein gemeißelt wie die Abbildungen des
Ordensgründers, sondern befinde sich im Fluss und passe sich den Gegebenheiten
der Zeit an - eine große Verantwortung aber auch eine Chance.
"Wenn so ein
Jubiläumsjahr zu Ende geht, dann haben wir Grund zu danken: für das, was wir in
diesem Jahr noch einmal aufnehmen konnten, an Gedanken, an Ermutigung und
Inspiration aus dem Lebens unseres Ordensgründers", resümierte Bruder Benedikt
Molitor, Generaloberer der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf, der gemeinsam
mit der BBT-Geschäftsführung zu dieser Veranstaltung eingeladen hatte.
Besonders inspiriert habe ihn ein Beitrag von Bischof Stephan Ackermann in der
Sonderausgabe der Trierer Kirchenzeitung "Paulinus". Darin stelle der Bischof eine
Verbindung zwischen der Synode des Bistums Trier und dem Erbe Peter Friedhofens
her: Einerseits die klare Ausrichtung an den Bedürfnissen und Nöten der
konkreten Menschen, die sich auch im Leitwort des Jubiläumsjahres "Entschieden
für Menschen" zeige. Andererseits der christliche Einsatz als gemeinschaftlicher
Einsatz. "Wir leben in Gemeinschaften und gestalten Gemeinschaften. In unserer
Ordensgemeinschaft und in den vielfältigen Dienstgemeinschaften unserer
Einrichtungen. Es ist uns wichtig, dass das auch in Zukunft zu erleben und zu
spüren ist. Für unsere Patienten, Bewohner und Klienten, aber auch für die
Mitarbeitenden", beschrieb Bruder Benedikt seine Hoffnung für die Zukunft.
Zwar ende damit
das Jubiläumsjahr zum 200. Geburtstag Peter Friedhofens, nicht jedoch der Auftrag sich weiter entschieden für
Menschen einzusetzen. Das nächste Jubiläum steht aber schon in den Startlöchern
- 100 Jahre Schönfelderhof in Zemmer in der Region Trier. "Im Sinne einer
Staffelübergabe überreiche ich dem Schönfelderhof eine Reproduktion des
Graffiti Peter Friedhofens. Denn das ist sicher: Die Erinnerung an Peter
Friedhofen und seinen Auftrag bleibt auch in diesem Jahr lebendig", so Bruder
Benedikt.
Fotos: BBT-Gruppe/Julia Steinbrecht