Dieser Bereich stellt gemeinsam mit der arthroskopischen Chirurgie den wesentlichen Schwerpunkt unserer Abteilung dar. Bereits im Jahre 1968 wurde erstmals eine Gelenkersatzoperation im St. Petrus-Krankenhaus durchgeführt. Damit war die Abteilung einer der Pioniere der modernen orthopädischen Chirurgie in Deutschland. Der ständige Ausbau dieser Eingriffe führte dazu, dass derzeit ca. 1.750 Gelenkersatzoperationen pro Jahr in unserer Klinik durchgeführt werden.
Seit dem Jahre 2006 wird in unserer
Klinik die so genannte minimal-invasive Operationstechnik angewandt, um
Prothesen besonders muskel- und weichteilschonend zu implantieren. Wir sind für diese Technik Referenzzentrum. Besonderen Wert legen wir auf die
Verwendung von bewährten Implantaten führender Hersteller, die in den
zurückliegenden Jahren ihre guten Eigenschaften in wissenschaftlichen
Untersuchungen durch eine lange Lebensdauer bewiesen haben. Hierdurch ist auch
gewährleistet, dass bei eventuell notwendigen Prothesenwechseloperationen
Ersatzteile auch noch nach vielen Jahren verfügbar sind.
Die Eingriffe werden von Ärzten geleitet, die jeder mehrere hundert Operationen selber durchführen. Neben der Erstimplantation von Gelenkprothesen erlangen Wechseloperationen einen immer größeren Anteil an unserer Tätigkeit. Durch die Spezialisierung auf dem gesamten Gebiet der Endoprothetik sind wir überregionale Anlaufstelle für viele Patienten mit gelockerten Prothesen, um die oftmals sehr schwierige und aufwendige Operation durchzuführen.
Seit 2012 sind wir als "Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung" - endoBonn - zertifiziert.
Zementfreie Implantation
Hierbei werden die aus Titan bestehenden Komponenten der Prothese direkt im Knochen verankert. Nach einer Vorbereitung mit entsprechenden Instrumenten werden die Prothesen im Knochen verklemmt und heilen dann in den Knochen ein. Durch moderne Verfahren kann auf eine Entlastung des Beins, wie sie noch vor einigen Jahren erforderlich war, in aller Regel verzichtet werden.
Zementierte Implantation
Ist der Kochen im Rahmen normaler Alterungsvorgänge oder durch bestimmte Grunderkrankungen zu sehr geschwächt, um eine zementfreie Prothese aufzunehmen, wird die Prothese durch sogenannten Knochenzement (ein seit Jahrzehnten bewährter Kunststoff) im Knochen verankert. Zudem wird durch diese Technik der Knochen innerlich stabilisiert, so dass die Gefahr von Knochenbrüchen im Bereich der Prothese bei Stürzen herabgesetzt wird.
Bei sogenannten Hybridversorgungen werden zementierte und unzementierte Prothesenkomponenten miteinander kombiniert, um eine für den Patienten ideale Versorgung zu erreichen.
Prothesenwechselimplantation
Eine implantierte
Prothese wird im Laufe der Jahre vielen Millionen Lastwechselbelastungen
ausgesetzt. Dies kann zu einem Verschleiß der Prothesenanteile, oder auch zu
einer zunehmenden Schwächung der Verankerung der Prothese im Knochen führen,
die dann zu einer Lockerung der Prothese führt. In diesen Fällen ist dann ein
Wechsel der Prothese erforderlich. Diese Operation ist oftmals aufgrund der Ausgangsituation
und bestehender Schädigung der Weichteile und des Knochens technisch hoch
anspruchsvoll. Hierbei ist es auch von großer Bedeutung, ein breites Spektrum an
Versorgungsmöglichkeiten und besonderen Implantaten verfügbar zu haben, um die
individuellen Probleme der Patienten in der Operation lösen zu können. Zudem
ist das Ergebnis in besonderem Maße von der Erfahrung des Operateurs abhängig.
Immer häufiger wird auch der Ersatz des Kniegelenks bei der Arthrose erforderlich. So wurden in den letzten Jahren in unserer Abteilung eine nahezu gleich hohe Anzahl von Knie- und Hüftgelenken ersetzt - bei weiter steigender Tendenz!
Von wesentlicher Bedeutung für den Erfolg der Operation ist auch hier die Erfahrung des Operateurs. Die sorgfältige Korrektur der Weichteile im Rahmen des Protheseneinbaus (s.g. Weichteilbalancing) ist für die spätere Funktion überaus wichtig.
Folgende Prothesen stehen zur Verfügung:
Monokondylärer Ersatz
Insbesondere bei schwerwiegenden O-Bein Fehlstellungen kommt es zu einem Verschleiß an der Innenseite des Kniegelenks. Dies wird bedingt durch die fehlerhafte Lastverteilung. In diesen Fällen kann, wenn keine Beschwerden in anderen Bereichen des Kniegelenks bestehen, ein isolierter Ersatz des inneren Gelenkanteils durchgeführt werden. Hierbei wird die innenseitige Oberschenkelrolle (=Kondylus) und der zugehörige Anteil des Schienbeinkopfes mit einem Kunstgelenk "überkront". Die außenseitigen Gelenkanteile und die Kniescheibenrückfläche bleiben erhalten.
Vorteile dieses Vorgehens liegen in einer geringeren Belastung durch den operativen Eingriff und den Erhalt körpereigener Gelenkanteile und Bandstrukturen. Zudem kann dieser Eingriff minimalinvasiv erfolgen. Solche isolierten Verschleißerkrankungen des Kniegelenks machen jedoch lediglich rund 5-10% aller Fälle mit Kniegelenkverschleiß aus.
Isolierter Ersatz des Kniescheibengleitlagers
In seltenen Fällen ist lediglich die Kniescheibenrückfläche und das Gleitlager der Kniescheibe von einem Verschleiß betroffen. Durch eine spezielle Prothese, durch die gezielt nur die erkrankten Gelenkanteile ersetzt werden, können wir auch Patienten mit dieser Form des Kniegelenkverschleißes behandeln.
Oberflächenersatzprothese
Diese Prothese stellt das am häufigsten verwendete Modell dar. Bei ausreichender Funktion der körpereigenen Bänder kann somit eine knochensparende Prothese eingebaut werden, bei der die erkrankten Gelenkanteile an Ober- und Unterschenkel gleichsam "überkront" werden. In Kombination mit einer sorgfältigen Korrektur der Bandverhältnisse ("Weichteilbalancing") gelingt die Wiederherstellung einer sehr guten Gelenkfunktion. Sollte im späteren Verlauf eine Wechseloperation erforderlich werden, ist genügend Knochen vorhanden, um eine neue Prothese verankern zu können.
Gekoppelter Gelenkersatz ("Totalprothese")
Ist der Bandapparat des betroffenen Kniegelenks schwer geschädigt oder liegt eine extreme Achsabweichung vor, kann es erforderlich werden, eine s.g. gekoppelte Prothese zu verwenden, bei denen der Oberschenkel- und Unterschenkelanteil der Prothese miteinander gekoppelt sind. Durch diese mechanische Vorrichtung erhält das Gelenk die notwendige Stabilität, damit der Patient wieder sicher laufen kann. Um die gewonnene Stabilität auch auf den Knochen übertragen zu können, müssen bei diesen Prothesen Stiele im Ober- und Unterschenkelknochen verankert werden.
Prothesen
dieser Art ermöglichen oftmals eine außerordentlich gute Beweglichkeit, da
durch sie die gestörte Gelenkmechanik vollständig korrigiert werden kann.
Obwohl das Schultergelenk nicht zu den durch das Körpergewicht belasteten Gelenken gehört, treten auch hier bisweilen schwerwiegende Verschleißveränderungen auf. Wesentliche Ursachen hierfür sind vorausgegangene Unfälle mit Brüchen der gelenkbildenden Knochen, entzündliche Erkrankungen (Rheuma) und Schäden an der s.g. Rotatorenmanschette, die den Oberarmkopf in gesundem Zustand umfasst und die Funktion des Oberarms wesentlich steuert. Ist diese Manschette zerstört kann der Oberamkopf nach oben in Richtung des Schulterdachs treten und dort zu schweren Verschleißveränderungen mit zum Teil sehr heftigen Schmerzen führen.
Je nach Art und Ausmaß, der beim Patienten vorliegenden Schäden, muss das jeweils erforderliche Prothesenmodell ausgewählt werden:
Oberflächenersatz
Liegt nur eine Zerstörung der Gelenkfläche am Oberarmkopf vor und ist der Knochen ausreichend tragfähig kann auch am Schultergelenk eine "Überkronung" der zerstörten Gelenkanteile ausreichen, um die Beschwerden zu minimieren. Dies setzt natürlich auch funktionierende Weichteile (Rotatorenmanschette) voraus.
Oberarmkopfprothese
Ist der Knochen des Oberarms nicht mehr ausreichend tragfähig, muss der Oberamkopf durch eine Prothese ersetzt werden, die über einen Stiel im Oberarm verankert wird. Diese Verankerung kann zementfrei und zementiert (in Abhängigkeit von der Knochenqualität) erfolgen.
Diese Prothesenform ist das mit der inversen Prothese (s.u.) am häufigsten angewandte Modell bei den Schulterprothesen.
Totalprothese
Liegt auch eine
wesentliche Zerstörung der Gelenkpfanne vor, wird auch diese durch eine
Prothese ersetzt. Dadurch sind beide gelenkbildenden Glenkanteile ersetzt - wir
sprechen von einer Totalprothese.
Inverse Prothese
Ist für die Gelenkzerstörung an der Schulter ein vollständiger Funktionsverlust der Rotatorenmanschette verantwortlich, ist eine konventionelle Prothese, bei der der Oberamkopf und evtl. die Gelenkpfanne nachgebildet werden, nicht mehr in der Lage, eine ausreichende Funktion des Gelenks wiederherzustellen. Dies liegt an den Hebelverhältnissen und damit an der bereitstehenden Muskelkraft zur Steuerung des Schultergelenks.
In diesen Fällen steht uns mit der s.g. Inversen Prothese eine Spezialprothese zur Verfügung, durch die die bestehenden Muskeldefizite zumindest teilweise ausgleichbar sind. Durch eine Umkehr der Gelenkanordnung können die Hebelverhältnisse so verändert werden, dass die noch vorhandene Muskulatur in die Lage versetzt wird, das Schultergelenk zu steuern. Dies klingt kompliziert - stellt aber oftmals die einzige Möglichkeit dar, eine für Sie als Patient befriedigende Funktion des Gelenks wiederherzustellen.
Welches
Schulterprothesenmodell für Sie in Frage kommt, kann nur nach einer
sorgfältigen Untersuchung, evtl. ergänzt durch eine Kernspintomographie oder
Computertomographie, und nach einem ausführlichen Gespräch mit Ihnen festgelegt
werden.
Das Sprunggelenk ist im Gegensatz zum Hüft- und Kniegelenk viel seltener von einer Arthrose betroffen. Ursächlich für schwere Arthrosen sind hier vor allem chronisch-entzündliche Erkrankungen (Rheuma) und Folgen schwerer Gelenkverletzungen.
Waren früher die Erfahrungen mit Prothesen am Sprunggelenk sehr schlecht, können wir durch Verwendung von Prothesen mit modernen Konstruktionsprinzipien deutlich bessere Ergebnisse für unsere Patienten erzielen. Beim jungen, sehr aktiven Patienten, der sein Sprunggelenk noch stark belasten will, ist jedoch weiterhin die Versteifung des Gelenks eine echte und für diese Patienten oftmals bessere Versorgung.
Die Entscheidung Prothese oder Versteifung setzt ein hohes Maß an Erfahrung bei den beteiligten Ärzten voraus und wird in einem intensiven Gespräch mit Ihnen gemeinsam getroffen.
Die Aufnahme erfolgt i. d. Regel am Tag vor der Operation. Zur Vorbereitung sind an diesem Tag einige Untersuchungen notwendig: Blutuntersuchung, EKG, Röntgen und eventuelle Zusatzuntersuchungen. Außerdem werden noch einmal ausführlich die Operation und die Narkose besprochen.
Der Eingriff dauert im Durchschnitt 1-2 Stunden. Falls erforderlich legen wir bei der Operation einen Wundschlauch (Drainage) ein, der nach 1-2 Tagen wieder entfernt wird. Bereits am ersten Tag nach der Operation werden Sie mobilisiert - natürlich unter Berücksichtigung Ihrer Kreislaufsituation. Ein/e Physiotherapeut/in wird mit Ihnen das Laufen an Gehhilfen üben. Dabei dürfen Sie in der Regel das operierte Bein direkt voll belasten. Der Krankenhausaufenthalt beträgt je nach Eingriff ca. sieben bis zwölf Tage.
Danach
sollten Sie eine Anschlussheilbehandlung entweder stationär oder ambulant
durchführen. Unser Sozialdienst wird Ihnen bei der Beantragung und
Terminvereinbarung helfen; bitte melden Sie sich dafür bereits vorab - wenn
möglich vier Wochen vor der Operation - unter der Rufnummer +49 228 506-2492 oder -2493.
Noch vor Ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus werden Ihnen von einem/einer unserer Physiotherapeut:innen Übungen an die Hand gegeben, die Sie zu Hause selbstständig durchführen können. Die zeitnahe Bewegung des operierten Gelenks ist von Relevanz, um wieder zu bestmöglicher Beweglichkeit zu gelangen. Damit Sie sich bei der korrekten Ausführung der Übungen sicherer fühlen, finden Sie unter den nachstehenden Links jeweils ein Video mit entsprechenden Anleitungen unseres Therapeuten Daniel Lindigkeit:
Übungen nach einer Hüft-Operation