Minimal-invasive Operationen werden durch bessere Identifikation der Lymphknoten mit Hilfe von fluoreszierendem Farbstoff noch schonender und sicherer.
Erkrankungen der Gebärmutter, insbesondere auch bösartige Erkrankungen, werden in der Gynäkologie des Gemeinschaftskrankenhauses fast ausschließlich minimal-invasiv, also "durch das Schlüsselloch", operiert. Dabei nutzen Chefarzt Dr. Joachim Roos und die Oberärztinnen Dr. Brigitte Baader und Franziska Falkenberg einen Laparoskopie-Turm, der die notwendigen Operationsinstrumente - Laparoskop, Full-HD-Kamera, Lichtquelle, Gasinsufflator, Bilddokumentation, Saug- Spülsystem und Monitor - vorhält. Die laparoskopischen Eingriffe erfolgen über millimeterkleine Schnitte, durch die die Instrumente eingeführt werden. Die von der Kamera übertragenen Bilder sorgen dafür, dass der Operateur auf dem Monitor eine klare Sicht auf die Organe in der Bauchhöhle und die Operation hat. Jetzt wurde eine zweite Laparoskopie-Einheit angeschafft, die zudem über die Funktion der photodynamischen Diagnostik verfügt: Mithilfe der fluoreszierenden Wirkung des Kontrastmittels Indocyaningrün, das sich an Tumorzellen und in der Lymphbahn anlagert, werden diese durch Umschalten von Standard-Weißlicht auf die Fluoreszenzbildgebung besser sichtbar. Dr. Roos: "So können Lymphknoten besser als bisher identifiziert und präzise entfernt werden. Das umliegende, als nicht befallen erkannte Gewebe, kann erhalten bleiben. So operieren wir weniger radikal, mit geringerer Morbidität für die Patientin. Es wird so wenig Gewebe wie möglich, aber so viel wie nötig entfernt." Er hebt auch hervor, dass der Marker Indocyaningrün ohne Radioaktivität auskommt.
Bei dem neuen Turm kann der Operateur auf Knopfdruck zwischen Weißlicht und Fluoreszenzmodus wechseln. Dr. Roos: "Damit ist er für alle Patientinnen einsetzbar, hat aber für Tumorpatientinnen den zusätzlichen Nutzen." Außerdem können nun in zwei Operationssälen minimal invasive Eingriffe durchgeführt werden, sodass sich Wartezeiten reduzieren.
Dr. Roos, seit zehn Jahren Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe in Haus St. Elisabeth, gehört als einziger Bonner Arzt zum kleinen Kreis von rund 90 Spezialisten in Deutschland, die von der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Endoskopie (AGE) das MIC-III-Zertifikat, die höchste Auszeichnungsstufe für minimalinvasive Operationen, verliehen bekommen hat. Dafür müssen Gynäkologen mehrere Jahre als Operateure tätig sein und höchste Anforderungen erfüllen, sowohl das Spektrum der Operationen als auch die Anzahl der Eingriffe betreffend. Deshalb genießt die Gynäkologie des Gemeinschaftskrankenhauses auf dem Gebiet der minimalinvasiven Chirurgie überregionale Anerkennung und Bedeutung.