Rückenschmerzen,
Kopfschmerzen, Nervenschmerzen- gelegentliche Schmerzen sind für den Menschen
ebenso normal wie Hunger und Durst. Was passiert aber wenn der Schmerz das
Leben bestimmt? In Deutschland leiden mehrere Millionen Menschen unter
chronischen Schmerzen, viele von ihnen sind unterversorgt.
Wie chronische Schmerzen überhaupt entstehen
können und was wirklich bei Schmerz hilft, erklärt Dr. med. Inge Ermerling,
Leiterin der Sektion Schmerztherapie im Gemeinschaftskrankenhaus Bonn, im
Experteninterview.
Welche Arten
von Schmerz gibt es?
Dr. Ermerling: Es gibt akute Schmerzen und chronische Schmerzen. Desweiteren unterscheidet
man Nervenschmerzen von sogenannten Gewebeschmerzen und einem sogenannten
gemischten Schmerz.
Was ist
chronischer Schmerz eigentlich und wie kann ich vorbeugen?
Dr. Ermerling: Es sind einige Risikofaktoren für eine Schmerzchronifizierung bekannt, wie
beispielsweise bestimmte Operationen, genetische Faktoren, das weibliche
Geschlecht, starke langanhaltende Schmerzen sowie psychische Traumata, etc.
Warum sich ein
Schmerz in den einzelnen Fällen chronifiziert oder nicht, ist Gegenstand der
Wissenschaft und bislang nicht hinreichend erforscht.
Der
chronische Schmerz dauert länger als erwartet, ist abgekoppelt vom auslösenden
Ereignis, hat eine veränderte Schmerzhemmung und Schmerzwahrnehmung, er hat
keine Warn-oder Schutzfunktion mehr und wird erklärt durch das sogenannte
bio-psychosoziale Krankheitsmodell. Dieses Modell bezieht biologische, psychologische und
soziale Faktoren in die Entstehung von Krankheiten mit ein.
"Beiß die
Zähne zusammen" - Tapfer sein oder direkt zum Arzt?
Dr. Ermerling: Zähne zusammenbeißen ist generell schlecht. Das erhöht die Muskelspannung
und verstärkt den Schmerz. Besser ist es eine Position zu finden in der der
Schmerz reduziert ist, Entspannung und Ablenkung helfen zusätzlich. Neu auftretende
Schmerzen müssen zunächst medizinisch abgeklärt werden. Auf jeden Fall sollte schnell
ein Arzt aufgesucht werden, wenn die Schmerzen von Fieber, Abgeschlagenheit,
neurologischen Symptomen wie Lähmungen oder Blasenstörungen begleitet werden sowie
bei vorangegangenen Unfällen oder Stürzen.
Was hilft
wirklich gegen den Schmerz - Sind Medikamente die einzige Lösung?
Dr. Ermerling: Schmerz ist nur ein Symptom. Um den Schmerz adäquat behandeln zu können,
muss zunächst die Ursache geklärt werden. Da reichen die Therapieoptionen von
Abwarten, über Medikamentengabe bis hin zur Operation, eben je nach
Ursache.
In
Deutschland leidet schätzungsweise jeder Dritte regelmäßig unter
Rückerschmerzen- was hilft wirklich?
Dr. Ermerling: Auch der Rückenschmerz ist nur ein Symptom und kann unterschiedlichste
Ursachen haben. Hinter Rückenschmerzen können sich auch internistische
Erkrankungen verbergen wie eine Bauchspeicheldrüsenentzündung oder eine
Aussackung der Hauptschlagader. Man unterscheidet spezifische Rückenschmerzen
von sogenannten unspezifischen Rückenschmerzen. Bei den spezifischen
Rückenschmerzen ergeben sich teilweise auch kausale Therapieoptionen.