"Wann ist mein Knie nach einem Kreuzbandriss wieder fit?".Das Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin des
Gemeinschaftskrankenhauses Bonn hat genau für dieses Problem die
Spezialsprechstunde "Return to sport" ins Leben gerufen. Im Experteninterview
erklären uns die Initiatoren der Sprechstunde, Chefarzt Dr. med. Jochen
Müller-Stromberg, Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin und
Dirk Schemmann, Sektionsleiter Sportmedizin, was sich hinter "Return to
sport" verbirgt, welche Verfahren angewendet werden, an wen es sich richtet und
vieles mehr.
Mit welchem Ziel haben Sie die
Spezialsprechstunde "Return to sport" gegründet? Was ist das Besondere im
Vergleich zu einer "normalen" Kontrolle?
Unser Ziel ist es unseren Patienten objektive
Kriterien vorzulegen, um die Sporttauglichkeit des Knies zu überprüfen und den
Betroffenen mehr Sicherheit zu geben. Bei einer "normalen" Sprechstunde, gilt
das Knie als augenscheinlich intakt, wenn keine Schmerzen und Beschwerden
vorliegen. Die Praxis hat jedoch gezeigt, dass viele Knie nicht so stabil
waren, wie es für einige Sportarten erforderlich gewesen wäre. Aus diesem Grund
hat man sich international Gedanken über die Objektivierung gemacht und
verschiedene Testverfahren entwickelt, um allgemein anerkannte und gültige
Aussagen über den Zustand des Knies zu erhalten. Der Patient wie auch Operateur
gewinnt so ein Stück Sicherheit beim Wiedereinstieg ins Training.
Wie sieht so ein "Sporttest" aus? Was genau
muss ich da machen?
Zunächst findet eine gründliche ärztliche
Untersuchung des Knies statt. Wir überprüfen Schmerzen, Reizzustände und die
Stabilität des Knies. Wenn dieser erste Check bestanden wurde, kann der
Sporttest durchgeführt werden. Der Test wird sowohl von Physiotherapeuten als
auch Ärzten begleitet. Er enthält Sprungtests, Kraftüberprüfungen und auch
Geleichgewichtstests. Es handelt sich dabei um einen sehr anspruchsvollen und
anstrengenden Test, weshalb unbedingt Sportkleidung benötigt wird.
Richtet sich der Test nur an Profisportler
oder kann ich bei Ihnen auch meine Berufsfähigkeit testen lassen?
Der Test richtet sich ausschließlich an Sportler
sowohl Profisportler als auch Hobbysportler. Da vor allem Hobbysportler
innerhalb ihres Trainings nicht so gut betreut werden, ist die Gefahr von
Verletzungen besonders hoch.
Wie lange dauert es durchschnittlich bis ich
nach einer Kreuzband-Op wieder fit bin? Gibt es da Referenzwerte?
In der Regel ist ein Trainingsbeginn nach 3
Monaten wieder möglich, nach 6 Monaten kann wieder sportspezifisch trainiert
werden und nach 9 Monaten dürfen wieder Wettkämpfe bestritten werden. Diese
Angaben variieren jedoch individuell, mithilfe des neuen Testverfahrens
können wir unsere Patienten jetzt noch zeitgenauer wieder zu Wettkämpfen zulassen.
Gibt es bei dem neuen Verfahren bereits ein
erstes Feedback?
Unser erstes Feedback ist durchweg positiv.
Unsere Patienten sind sehr angetan von dem neuen Verfahren, vor allem weil
zuvor noch nie Tests in dieser Art angewandt wurden. Sowohl Profis als auch
Hobbysportler fühlen sich bestätigt und ernst genommen.
Ist Ihr Test anerkannt, kann ich
beispielsweise meinem Trainer Ihr Zertifikat vorlegen?
Unsere Testmethoden sind alle validiert und
werden international angewandt. Nach erfolgreich bestandenem Test bekommen Sie
von uns ein Zertifikat, das Ihnen und Ihrem Trainer bestätigt, dass einem
Wiedereinstieg ins Training nichts im Weg steht.
Wie kann ich einen Kreuzbandriss vermeiden?
Die meisten Verletzungen am Kreuzband entstehen
durch unsachgemäßes Landen nach einem Sprung und nicht durch Fremdeinwirkungen.
Durch eine gezielte Schulung (Vermeidungstraining) lässt sich das korrekte Landen
jedoch trainieren. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass diese
Präventionsverfahren sehr erfolgsversprechend sind, sowohl im Profi- als auch
im Hobbysport.